Schreck auf der Autobahn

Reifen und Felge kaputt

Wir waren gestern abend auf der Heimfahrt von einer Familienfeier, als es passierte. Durch den vor mir fahrenden Pkw verdeckt, konnte ich den Gegenstand auf der Fahrbahn erst zu spät sehen und ihm nicht mehr ausweichen. Es gab einen harten Schlag, dann ein Rattern, gefolgt von weiteren lauten Schlägen und dann nur noch ohrenbetäubenden Lärm.

„Reifen geplatzt“ schoss es mir durch den Kopf. Mir ging es so, wie viele andere Unfallbeteiligte es im Anschluss an einen Vorfall schildern, tausend Gedanken und Bilder ziehen in Sekundenbruchteilen vorbei. Bei mir waren es weniger die Bilder aus der Kindheit, sondern mehr Gedanken wie „nicht die Kontrolle über das Fahrzeug verlieren“, „nicht überbremsen / übersteuern“, „bring das Auto auf den Standstreifen!“.

Zu dem Lärm vom Fahrzeug kam noch das Geschrei meiner Familienmitglieder, die, zum Teil aus dem Schlaf hochgeschreckt, große Angst hatten. Ich kann im Nachhinein gar nicht mehr sagen, wie, aber ich habe es geschafft, den Wagen von der ganz linken Spur auf den Standstreifen zu manövrieren und zum Stehen zu bringen. Neben der Sorge, dass das Auto ausbrechen und ins Schleudern kommen könnte, kam noch die Angst, dass uns ein nachfolgendes Fahrzeug beim rasanten Spurwechsel in die Quere kommen würde. Doch irgendwie ging alles gut.

Reifen und Felge kaputt
Reifen und Felge kaputt

Nachdem sich alle wieder etwas beruhigt hatten, ließ ich meine Familie sich anziehen, das Auto verlassen und abseits von der Fahrbahn sammeln. Warnweste anziehen, Warndreieck aus dem Kofferraum holen und hinter dem Fahrzeug aufstellen, das alles machte ich automatisch, fast wie in Trance. Erstaunlich, wie der Körper funktioniert, selbst wenn der Kopf gerade noch mit „was wäre wenn“ und „was hätte noch alles“ beschäftigt ist.

Dann machte ich mich an die Begutachtung des Schadens. Den Reifen hatte es in der Tat gerissen und zwar vollständig. Die Lauffläche war komplett verschwunden, lag vermutlich in Teilen irgendwo hinter uns auf der Autobahn. Aus der Karkasse ragte das Stahlgeflecht heraus, ebenfalls völlig zerstört. Sehen konnte ich es zwar nicht, aber vermutlich hatte auch die Felge etwas abgekommen. So zerstört, wie der Reifen war, sind wir vermutlich ab dem Platzer bis zum Stillstand des Wagens quasi auf der Felge gefahren.

Geplatzter Reifen
Geplatzter Reifen ohne Lauffläche

Mit der Bordtaschenlampe machte ich mich im Dunkeln auf die Suche nach weiteren Schäden. Die Innenverkleidung des Radkasten hatte es weitgehend zerlegt, wahrscheinlich durch die radial weggeschleuderten Reifenteile. Dabei müssen einzelne Teile bis hinter die Stoßstange geflogen sein, denn die Abdeckung der Scheinwerferreinigungsanlage war weg und der rechte vordere Blinker ging nicht mehr. Auch den Blinker im Radkasten hatte es herausgehauen, er hing am Kabel aus der Öffnung herunter. Lackschäden am hinteren Ausläufer des Radkastens vervollständigten die vorläufige Schadensbilanz.

Den Wagen aufzubocken ging ganz schnell, mehr Sorge hatte ich beim Lösen der Radmuttern. Zum Glück ging das mit dem mitgeführten Radkreuz ganz leicht. Der bordeigene Radschlüssel hätte wegen des kürzeren Hebelarms vermutlich nicht ausgereicht.

Demolierter Radkasten
Demolierter Radkasten

Im ausgebauten Zustand waren trotz der Dunkelheit die Schäden am Reifen noch beeindruckender. Wieder die Gedanken „was wäre wenn…“. Nun konnte ich auch die Bremsanlage in Augenschein nehmen, sowie die Kabel und Schläuche aus dem Motorraum, in den man wegen der weggerissenen Innenverkleidung des Radkasten nun schauen konnte. Alles schien intakt, keine auf- oder abgerissenen Kabel (bis auf das vom Blinker), keine austretenden Flüssigkeiten. So konnte ich den Ersatzreifen montieren, alles wieder verstauen und die Familie wieder einsteigen lassen.

An der nächsten Raststelle hielten wir, begutachteten die Schäden nun bei Licht und zogen die Radmuttern nochmals nach. Dann ging es, wegen der nun unterschiedlichen Reifen an der Vorderachse, mit moderatem Tempo weiter nach Hause.

Autor: Kai

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