„Christian“ beendet CQWW DX SSB im Fieldday-Style

Alle meine Anstrengungen des Jahres, die „Frequent Contester“-Auszeichnung des BCC in diesem Jahr zu erlangen, haben in diesen Contest an diesem Wochenende gegipfelt. Und dann kam der Sturm „Christian“.In den voran gegangenen Contestes des Jahres hatte immer irgend etwas gefehlt. In den meisten Fällen war es die Zeit, oft das fehlende Antennen-Material und manchmal einfach auch das Glück.

Vor diesem Wochenende lag meine persönliche Punktzahl ungefähr bei 1,2 Millionen. Für die zum FC notwendigen 5 Mio. fehlte also noch ein wenig. Da der CQWW-Contest dreifach in die FC-Wertung eingeht, würden mir also ca. 1,3 Mio Punkte „reichen“, um den FC-Status zu erlangen.

Ambitioniert? Gewiss. Unmöglich? Nein. Ein Blick in die Vorjahresergebnisse zeigte, dass diese Punktzahl auch von SOAB-LOW-Teilnehmern zu erreichen wäre. Dann allerdings in Form einer ernsthaften, also Vollzeit-Teilnahme unter optimalen Bedingungen.

Mit Chris, DM5HF, hatte ich im Vorfeld einen potentiellen Mitstreiter gefunden (oder er mich :-), der das Interesse am Contest teilt. Und ebenso wie ich ist er mit einem Standort gesegnet, der eine Teilnahme von zuhause nicht erlaubt – zumindest keine wettbewerbsfähige.

Genau wie ich hat er sich einen Folding Hexbeam samt Alumast zugelegt, mit dem er von Zeit zu Zeit in die Pampa fährt und dort sein FlexRadio portabel betreibt.

Wir legten unsere Ausrüstungslisten nebeneinander und waren uns schnell einig, dass wir gemeinsam alles beisammen hätten, um „ernsthaft“ am CQ WW DX SSB-Contest im FD-Style teilzunehmen. Eine kurze Zeit sah es noch so aus, als würden wir einen „dritten Mann“ dazu bekommen, der dann aber verletzungsbedingt absagen musste.

Unser Ziel für den Contest, getrieben von meine FC-Ambitionen, war eine maximale Punktzahl. Die Platzierung wäre uns egal gewesen. Maximale Punktzahl lässt sich in der Klasse Multi-Two erreichen, dafür waren wir mit zwei Operateuren aber zu dünn aufgestellt. Also entschieden wir uns für die Teilnahme in der Klasse Multi-One, in der laut aktueller Ausschreibung neben einer Running-Station eine weitere für die Suche nach Multis erlaubt wäre.

Alle Absprachen und Planungen waren bislang per Telefon und E-Mail gelaufen, wir hatten uns noch nicht von Angesicht zu Angesicht getroffen. So packte jeder seinen Kram ins Auto und wir trafen uns in Neukloster-Hedendorf am „Fieldday“-Platz des OV Buxtehude.

Ganz viel Platz zum Funken
Ganz viel Platz zum Funken

Dieser Platz gehört im richtigen Leben der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr und wird für deren Übungen genutzt. Der OV hat eine Vereinbarung zur Nutzung zwischen diesen Übungen getroffen und an diesem Wochenende war der Platz zum Glück frei.

Wir trafen uns – zum ersten Mal persönlich – und verstanden uns sofort. Schnell sprachen wir die Standorte der insgesamt sechs Antennen ab, die wir gemeinsam ins Rennen führten:

  • 2x  Folding Hexbeam (10, 12, 15, 17, 20 m) auf 10 bzw 15m Alumast, letzterer drehbar
  • einen 2x 30m Doublet mit Zweidrahtleitung (die wir vor Ort noch behelfsmäßig verlängern mussten)
  • 160m Inverted-L, 80m Inverted-L und 40m lambda-Viertel am gemeinsamen 15m-GFK-Mast
Antennen, Shack und Quartier
Antennen, Shack und Quartier

Die Running-Station wurde mit Chris‘ Flexradio und seiner HVLA700-Endstufe an einem Hexbeam betrieben, die Multi-Station mit meinem FT1000 „barfuss“, dafür an dem drehbaren Hexbeam. Die anderen Antennen waren wahlweise umschalt- bzw. steckbar. Für den parallelen Betrieb beider Stationen benötigten wir Bandpassfilter, über die wir beide nicht verfügten. Zum Glück konnten wir uns aus dem Kreis der BCCler zwei Filter für die Dauer des Wettbewerbes leihen und waren so gut ausgestattet.

Rechner & Radios
Rechner & Radios

Die Radios wurden mit UCX-Log über ein Netzwerk verbunden, so dass wir beide Ergebnisse in ein Log zusammen führen konnten.

Mit dem Aufbau und Test aller Antennen, Gerätschaften und Stromerzeuger waren wir um 23 Uhr endlich fertig. Geholfen hatte dabei das Flutlicht der benachbarten Fussballanlage – nur mit unseren Stirnlampen wäre der Aufbau mühsam gewesen.

Wir einigten uns darauf, den Contest für uns erst um sechs Uhr beginnen zu lassen und auf die noch ruhigen Stunden davor zu verzichten, um unsere Kräfte für das lange Wochenende gut einzuteilen. Chris fuhr nach Hause, ich legte mich im Wohnwagen schlafen.

Pünktlich um sechs Uhr am Sonnabend Morgen ging der Spaß dann los. Die Ausbreitungs-Bedingungen waren phänomenal, der Solar Flux Index lag über 160 und wir konnten Stationen hören, die zumindest ich von zuhause aus oft nicht höre.

Mobiles Shack de luxe
Mobiles Shack de luxe

Wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. Die guten Bedingungen brachten es mit sich, dass wir trotz Endstufe uns kaum eine freie Frequenz zum CQ-Rufen erobern und halten konnten. Die vielen Low-Power-Stationen (zu denen ich sonst ja auch gehöre) sorgten für dicht an dicht besetzte Bänder. So konnten wir zwar gut Search & Pounce-Betrieb machen, kamen aber eben nicht auf die QSO-Raten, die für ein wirklich gutes Ergebnis nötig sind.

Bei der Multi-Station war es dasselbe:  Mit drehbarer Richtantenne aber eben doch nur mit 100 Watt ausgestattet, waren viele Stationen in der Bandmap zu finden. Doch es dauerte oft mehrere Minuten, bis wir uns durch das Pile-up kämpfen und den Multi arbeiten konnten.

Die Technik spielte gut mit, alles funktionierte, auch wenn wir das eine oder andere der mitgebrachten Ausrüstung erst vor Ort zum ersten Mal in Betrieb nehmen konnten. Hier war noch ein Stecker anzulöten, dort musste noch die Umschaltung der geliehenen Filterbank gebaut werden. So verging der Sonnabend und es wurde allmählich dunkel. Wir hatten beide eine anstrengende Woche hinter uns und so entschieden wir uns gegen 23 Uhr, zu pausieren und wie am Vortag auch um sechs Uhr den Betrieb wieder aufzunehmen. Chris fuhr nach Hause, ich verbrachte die zweite Nacht im Wohnwagen.

Flagge zeigen
Flagge zeigen

Pünktlich wie verabredet ging es Sonntag morgen weiter. Wir funkten, was das Zeug hielt. Mit der einsetzenden Dämmerung kam mehr Wind auf, wir hatten die Warnung vor dem Sturm „Christian“ bereits vernommen. Die Portabel-Antennen wiegten sich im Wind, mehrere Abspannungen mussten nachgespannt bzw. versetzt werden, weil sich der Wind auch gedreht hatte.

Das 10m-Band ging auf, wir konnten Japaner und andere asiatische Stationen zuhauf hören und auch arbeiten! Der Wind legte zu. Die Antennen neigten sich in den Böen bedrohlich zur Seite. Ich erzählte Chris von dem Fieldday-Erlebnis des OV im Sommer, bei dem auf dem gleichen Platz das Zelt des Clubs Opfer eine Windhose wurde. Wir funkten weiter, hielten aber jetzt öfter ein Auge auf die Antennen-Masten und hörten auf das Rauschen der Bäume im zunehmenden Sturm.

Der anfangs noch blaue Himmel zog sich aus Südwesten zunehmend zu. Als sich um halb elf Uhr bei einer Böe die Spitze des GFK-Mastes fast bis auf den Boden bog, fassten wir den Entschluss zum Abbruch. Mit einer Affenschwindigkeit war Chris aus dem Bus gesprungen und hatte den GFK-Masten auf den Boden gelegt. Ich machte mich daran, den 15m-Alumast einzufahren und so die Kopflast aus dem Wind zu holen.

Es weht
Es weht

Plötzlich tauchte Torsten, DL3BAX auf, der uns eigentlich nur besuchen wollte. Seine helfenden Hände konnten wir beim Abbau und Zusammenräumen der Ausrüstung jetzt gut gebrauchen. Zumal nun auch noch Regen einsetzte und immer stärker wurde. Regenjacke, -hose und Gummistiefel einzupacken, war also eine gute Idee gewesen…

Gegen 13:30 Uhr waren wir mit dem Abbau und Verstauen der Ausrüstung fertig. Inzwischen war der Sturm wieder etwas abgeflaut und auch der Regen hatte ausgesetzt. Dennoch hielten wir an dem Entschluss des Abbruches fest, da die Aussichten für den Montag morgen noch schlechter waren.

Materialschlacht
Materialschlacht

Vor der Abreise fanden wir uns ein letztes Mal im Wohnwagen ein, verspeisten die übrig gebliebenen Lebensmittel und ließen das Wochenende Revue passieren:

  • Die Vorbereitung war alles andere als optimal, wir sind jedoch auf keine unlösbaren Probleme gestoßen.
  • Nach den zuvor nur virtuell getroffenen Absprachen hatte das persönliche Treffen den gegenseitigen Eindruck bestärkt: Wir werden künftig wieder zusammen in Contesten „draußen“ funken.
  • Unser Material passt im Großen und Ganzen gut zusammen und kann punktuell noch verbessert werden.
  • Der Platz ist grundsätzlich gut geeignet und bietet auch Platz für noch mehr Antennen und mobile Shacks.
  • Bei nächster Gelegenheit sollten wir versuchen, die Umlenkrollen an den Lichtmasten von acht auf zehn oder mehr Meter zu versetzen. Die Drahtantennen würden es mit flacherer Abstrahlung danken.
  • Sofern das angrenzende Feld im Winter nicht bestellt wird, ließen sich sogar Beverages aufbauen.
  • Angeblich soll sogar ein 380 V-Anschluss verfügbar sein, so dass wir 3 x 16 A-Stromkreise nutzen könnten. Die Moppel könnten zuhause bleiben und dennoch wäre ein Multi-Two in High Power möglich.
  • Schließlich und endlich: Das Wetter ist bei herbstlichen Contesten im FD-Style ein wesentlicher Faktor. Ohne den Sturm hätten wir die volle Contestdauer funken können. So sind es nur knapp 24 Stunden geworden.
  • Ein oder zwei Ops mehr wären gut gewesen, dann hätten wir auf die nächtlichen Pausen verzichten und mehr Punkte machen können (den FC hätte mir das aber auch nicht eingebracht).

Wir haben insgesamt 776 Verbindungen eingefahren und sind auf 462.385 Punkte (claimed score) gekommen. Die Hälfte davon „gehören“ mir, so dass ich mit 693.578 zusätzlichen Punkten für die FC-Wertung nun auf etwas mehr als 2 Mio. Punkte komme. Weit von den benötigten fünf Millionen entfernt. Mit dem FC wird es dieses Jahr wohl nichts werden.

Bis Jahresende stehen noch zwei Conteste aus, die zum FC-Programm zählen werden. Am Wochenende des WAE RTTY-Contest erhalten wir Besuch, so dass an eine Vollzeit-Teilnahme nicht zu denken ist. Für den CQWW CW-Contest Ende November müsste ich innerhalb von vier Wochen vom „CW-Legastheniker“ auf mindestens Tempo 25 WpM kommen – und das ist wohl utopisch.

Was soll’s. Nach dem Contest ist vor dem Contest und so gehen die Planungen weiter.

 

Autor: Kai

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