Das Thema Firmenwagen ist manchmal etwas diffizil. Insbesondere, wenn man in beratenden Berufen unterwegs ist und vom gefahrenen Fahrzeug Rückschlüsse auf Qualität und Preiswürdigkeit der Beratung gezogen werden.
In einem Land, in dem das Auto lange Zeit ein Statussymbol war, wird gern hinter der Gardine durch das Fenster gelugt, um zu sehen, mit welchem Fahrzeug der Unternehmensberater auf den Hof rollt. Ist es ein rostiger alter Golf, heißt es, der Berater kann nichts taugen. Der kann sich ja nicht einmal ein vernünftiges Auto leisten. Fährt man in einer S-Klasse vor, heißt es, nun wisse man, warum die Honorare des Beraters so hoch seien.
In meiner Beobachtung geht die Korrelation zwischen Beratungsqualität und Fahrzeuggröße allerdings oft gegen Null. Ich habe schon Nieten in Nadelstreifen und großen Autos erlebt wie eben auch echte Koryphäen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem besagten rostigen alten Kleinwagen vorfahren.
Für mich selber ist das Auto kein Statussymbol. Es soll mich von A nach B bringen und das möglichst zuverlässig und günstig. Ich fahre nicht mit dem Auto, nur um Auto zu fahren, wenn z.B. die S-Bahn die schnellere und billigere Variante wäre. Und ich kenne die Vollkosten meiner Fahrzeuge und kann die Mär von dem sowieso vorhandenem Auto mit niedrigen Ehda-Kosten schnell entkräften.
Ein großes Auto brauche ich außerdem nicht. Wenn ich zum Kunden fahre, bin ich meistens allein unterwegs, nur manchmal mit Kollegen. Mir reicht ein kleines oder mittelgroßes Auto völlig aus. Das lässt sich in den Großstädten eh leichter parken als eine repräsentative Staatskarosse. Und privat fahren wir VW-Bus, der ist groß genug. Oft steht das Auto tagsüber herum, während ich beim Kunden beschäftigt bin, ist also alles andere als effizient genutzt.
Das alles hat mich bewegt, als die Anschaffung eines Geschäftswagens anstand. Kaufen, also Besitz erwerben und dann dem Wertverlust zusehen, wollte ich aus naheliegenden Gründen nicht. Leasing sollte es sein. Und dabei bin ich stumpf danach vorgegangen, wieviel Auto ich für wieviel Geld bekomme. Habe mich nicht von Markendenken leiten lassen (Außer, dass es kein japanisches oder koreanisches Auto sein darf. Das geht nicht, wenn man für den deutschen Mittelstand arbeitet.), sondern nur von Leistungsmerkmalen und dem Preis.
Und, na ja, ich gebe es zu, ein wenig außergewöhnlich sollte es schon sein. Wenn schon ein Vernunftkauf, dann wenigstens mit einer kleinen Prise Unvernunft. Also ein günstiges, vernünftiges europäisches Auto mit einem kleinen Kick.
Und das ist daraus geworden, hier ist mein neuer Firmenwagen:
Ein Ford Focus ST Turnier. 2,0l TDCi, 136 kW, 400 Nm Drehmoment. Niederquerschnittsreifen auf Alufelgen. Schalensitze mit Heizung. Navi und Freisprecheinrichtung. Beheiztes Lenkrad und Frontscheibe. Dachreling und abnehmbare Querträger. Frostweiß. Kein Protz-Auto, sondern sportliches Understatement auf vier Rädern.
Damit bin ich flott unterwegs, ohne mir den Vorwurf des Rasers einhandeln zu müssen. Das Auto ist zwar schneller als ein 70-PS-Golf aber doch langsamer als die üblichen Firmenwagen der oberen Mittelklasse. Was ihn aber im Fahren besonders macht, ist das Drehmoment von 400 Newtonmetern des Turbodiesels.
Um das richtig einordnen zu können, mein VW T5 2,5l hat ebenfalls 400 Nm Drehmoment, ein aktueller 520d kommt auf 350 Nm, ein A4 3.0 TDI auf 500 Nm. Und die Soundingenieure von Ford haben gute Arbeit geleistet, dem ST ein dunkles Grummeln beizubringen. Wenn man den Startknopf drückt, klingt es, als ob ein deutlich größeres Triebwerk anspringen würde.
Das Auto bringt dank der breiten Reifen die Kraft gut auf die Straße, das Sportfahrwerk tut ein Übriges. Damit schiebt man flott auch durch enge Kurven. Selbst kurze Beschleunigungsstreifen an Autobahnauffahrten reichen aus, um auf Tempo zu kommen. Auf langen Strecken helfen die Recarositze dem Rücken, durchzuhalten. Wobei die straffe Sportfederung Unebenheiten in der Straße schon deutlich erkennen lässt.
Wünschenswert hätte ich ein Doppelkupplungstriebe gefunden, ebenso eine Geschwindigekeitsregelanlage (aka „Tempomat“). Das wären sinnvolle Ausstattungsmerkmale für lange Autobahnfahrten bzw. Stopp-and-Go-Verkehr, die aber wohl dem sportlichen Anstrich des ST zum Opfer gefallen sind. Auch eine Standheizung ließ sich leider nicht bei der Auswahl der Fahrzeugs hinzukonfigurieren. Das sind aber alles Luxusprobleme, grundsätzlich bin ich mit meinem neuen ST sehr zufrieden.