4 Tage Bukarest

Bukarest (c) http://www.debizz.ro

„Meine Leute waren in (füge eine beliebige attraktive Großstadt ein) und alles, was sie mir mitgebracht haben, war dieses T-Shirt.“ So steht es auf vielen T-Shirts, die man als Souvenier in besagten Metropolen kaufen kann. Nun war ich beruflich einige Tage in Bukarest, der Hauptstadt Rumäniens. Was würde ich mitbringen?

Ein Auftrag eines internationalen Konzerns führte mich nach Rumänien. Für deren Serviceorganisation sollte ich einen KCS v6 Workshop mit anschließender Zertifizierungsprüfung durchführen. Der Kunde hat dazu aus seinen weltweiten Niederlassungen insgesamt 14 Teilnehmer zusammen kommen lassen. Neben überwiegend Rumänen waren auch Niederländer, Inder und US-Amerikaner vertreten.

Erstbesuch in Rumänien

Die Anreise führte mich am Sonntag abends via Zwischenstopp in Wien nach Bukarest. Die Abholung am Flughafen war organisiert, so dass ich mit Sack und Pack für drei Tage Workshop nur ins Taxi steigen und mich ins Hotel befördern lassen musste. Auf der Fahrt dorthin fielen mir die großformatigen Leuchtanzeigen vieler international bekannter Firmen ins Auge. Alles, was man hierzulande kennt und sieht, ist in Bukarest ebenso vertreten.

Das Hotel, als Vier-Sterne-Haus ausgewiesen und über eine Buchungsplattform ausgesucht und reserviert, konnte mit westeuropäischen Ansprüchen definitiv mithalten. Hätte ich doch nur die Hotelbeschreibung aufmerksam gelesen! Dann wäre die Badehose mit im Koffer gelandet und ich hätte das großzügige hoteleigene Schwimmbad intensiv nutzen können.

Für den ersten Morgen war meine Abholung vom Hotel vereinbart, um die schweren Seminarunterlagen nicht schleppen zu müssen. Die Entfernung zwischen Hotel und dem Sitz des Kunden betrug nur rund einen Kilometer und so benötigten wir nur wenige Minuten Fahrtzeit. Auf dem abendlichen Rückweg brauchten wir jedoch fast zwanzig Minuten, weil sich in der Rush Hour auf der kompletten Strecke Stoßstange an Stoßstange reihte. Schnell entschlossen sagte ich dem Fahrer für die nächsten Tage ab und beschloss, die folgenden Tage zu Fuß zu gehen.

Einheimische Küche

Abends führte der Kunde seine Mitarbeiter und mich in ein Restaurant mit einheimischer Küche aus: Caru‘ cu Bere („der Bierwagen“). Die gediegen rustikale  Einrichtung ist sehenswert und das Essen vorzüglich. Es erinnert in Zubereitung und Geschmack an die tschechische bzw. fränkische Küche. Das Hausbier schmeckt und die Preise sind angemessen.

Großer Tresen im Caru’cu bere

Am zweiten Abend führte uns der Weg dann in das einzige Hard Rock Café Rumäniens und auch dort war Essen und Trinken vorzüglich.

Autoverkehr in Bukarest

Das einzig Störende bis hierhin war der unglaublich starke Straßenverkehr der Hauptstadt. Als ich morgens zu Fuß zum Kunden ging, war der Weg dorthin nur mit einem schlechten Fußweg gesäumt. Am Straßenrand parkende Autos zwangen mich regelmäßig, auf die Fahrbahn auszuweichen. Das ging nur mit hoher Wachsamkeit und Umsicht. Die Luft war geschwängert von den Abgasen und obwohl viele der Autos augenscheinlich neu waren, habe ich die mittlerweile bei uns übliche Start-Stopp-Automatik bei keinem der Fahrzeuge wahrgenommen. Man steht im Stau und lässt den Motor laufen.

Abends auf dem Weg in die Restaurants war es nicht besser. Auf der Karte betrachtet, waren an beiden Abenden die Wege dorthin nur fünf bzw. sieben Kilometer lang. Wir haben jeweils eine Stunde mit Auto dorthin gebraucht. Unsere Fahrer waren in beiden Fällen ortskundig und sind links und rechts im Wechsel abgebogen, um Abkürzungen über Seitenstraßen zu fahren. Dennoch hat es immer so lange gedauert. Das wiederum gab mir Gelegenheit, zumindest aus dem Auto heraus die Stadt und ihre Architektur zu betrachten. Manch altes Gebäude erinnert an Paris und Frankreich (nicht zuletzt der Triumphbogen). Sozialistische Plattenbausünden habe ich dabei ebenso gesehen wie moderne Glas- und Stahl-Ungetüme. Gegenüber dem Caru‘ cu Bere befindet sich eine alte, sehr schöne orthodoxe Kirche.

Wenn wir schon bei Erwartungen und Klischees sind: die einzige „Bettlerin“ habe ich vor dem Hard Rock Café gesehen und sie hat nicht gebettelt, sondern gestrickte Socken, Mützen und Schals angeboten. Dafür hat mich dann doch irritiert, dass es normal scheint, beim Parken in der Stadt den herum stehenden jungen Männern Geld in die Hand zu drücken, damit sie einem das Auto nicht zerkratzen.

Und was bringt man nun aus Bukarest mit?

Am letzten Abend wollte ich noch die Stadt ein wenig selber erkunden und machte mich zu Fuß auf den Weg. Nicht weit vom Hotel entfernt befindet sich ein großes Einkaufszentrum mit zahlreichen, zum Teil sehr exklusiven Geschäften.  Typische Mitbringsel wollten sich dort nicht so recht finden lassen. Im Supermarkt suchte ich nach einheimischen Spezialitäten, die sich zum einen unkompliziert im Koffer unterbringen lassen würden und zum anderen ein besonderes Geschmackserlebnis versprachen. Das einzige was ich fand, waren Weine und Spirituosen mit Dracula-Etiketten. Nicht das Richtige, entschied ich. Irgendwelchen Tand oder Staubfänger wollte ich auch nicht kaufen.

Mitgbringsel aus Wien - Manner Neapolitaner Waffeln
Mitgbringsel aus Wien

Und wo war ich entsprechend froh, dass ich auf dem Rückweg am nächsten Tag beim Zwischenstopp auf dem Wiener Flughafen eine große Packung Manner Waffeln fand. Die gehen bei unseren Kindern immer!

Was die Stadt und die Leute angeht, kann ich sagen, dass mich Bukarest angenehm überrascht hat. Der erste Besuch hat mich dazu bewogen, nochmals mit mehr Zeit zurück zu kehren und mir die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten in Ruhe anzusehen. Zumindest die Leute, die ich selber kennen gelernt habe, waren sehr freundlich und offen und überaus gastfreundlich.

Autor: Kai

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