Soweit nicht anders vermerkt, stammen die folgenden Informationen aus dem Bericht von CLARKE , [51].
Der Anbau und die Nutzung von Hanf haben in der Volksrepublik China eine lange Tradition. Den Angaben der dort ansässigen Farmer zufolge wird in der Provinz Shandong seit über 1000 Jahren Hanf als Faserpflanze angebaut.
Shandong ist eine an der Küste gelegene Provinz in Ostchina. Dort herrscht Monsumklima: Der Sommer ist regenreich und die Temperaturen liegen im Mittel bei 21 C, der Herbst ist klar und sonnig bei etwa 10 Celsius. Im Winter schneit es oft bei Temperaturen um minus 4 Grad, während der Frühling wieder neblig, verregnet und etwa 11 C warm ist.
Die im Distrikt von Tai'an verwendeten Sorten sind ,,Lai Wu`` und ,,Fei Cheng``, benannt nach den traditionellen Anbaugebieten in Tai'an. Eine spezielle Zuchtauswahl auf ertragreiche Sorten gab es hier nicht, die Entwicklung der Pflanzen wurde nur durch unbewußte Auswahl der Farmer und durch natürliche Faktoren gelenkt.
In der Provinz Shandong kultivierter Hanf ist fast auschließlich diözisch. Verglichen mit ertragreichen europäischen Sorten finden sich nur wenige Blütenstände und der Samenertrag ist dementsprechend gering. Anscheinend wurden im Laufe von Jahren die beiden Sorten ,,Lai Wu`` und ,,Fei Cheng`` innerhalb des Tai'an Distriktes hin- und hergehandelt, sodaß heute beide Formen nebeneinander vorkommen. Hybride beider Sorten kommen ebenfalls vor, sind aber selten.
Obwohl einzelne Pflanzen auch Harzdrüsen ausbilden, produzieren diese scheinbar keine oder nur geringe Mengen des psychoaktiven THC . Daher können die Sorten in Tai'an nicht als Drogenhanf angesehen werden, es existiert dort weder eine Tradition der medizinischen Nutzung noch der als Rauschmittel.
Während in den frühen 80iger Jahren noch ungefähr 100.000 Tonnen Hanffasern jährlich in der Provinz Shandong produziert wurden, waren es 1992 weniger als 10.000 Tonnen. Ursache für diesen Produktionsrückgang waren ein verkleinerter Markt für Hanfprodukte und, verglichen mit anderen Feldfrüchten, niedrigere Preise für Rohhanffasern (basthaltige Faserbündel , aus dem Stengel geschält, vgl. Abb. ). Aus der Sicht der Farmer war der Anbau von eßbaren Feldfrüchten wie Weizen, Mais, Sojabohnen, Erdnüssen, Früchten und Gemüse lukrativer als der Anbau von Faserhanf. 1993 wurden auf etwa 4240 Hektar der Provinz Hanf angebaut.