Dünger wird vor der Aussaat und nocheinmal bei einer Pflanzenhöhe
von 50 cm ausgebracht (Kopfdüngung). Verwendung finden verschiedene
Sorten von Viehmist (15-55 t/ha) oder Sojamehl (bis zu 1,5 t/ha). Beide
werden auf die Felder gestreut und untergepflügt oder -gegraben. Ammoniumcarbonat
(
), Ammoniumsulfat (
) und Phosphorpentoxid
(
) werden gemeinsam bis zu einer Menge von 1000
kg/ha ausgebracht. Sie kosten etwa 1,60 - 2,30 DM per Kilogramm
.
Abbildung 4.2: Manuelle Ernte
von Hanfstengeln auf Feldern in Tai'an. Quelle: [51]
Zur Erntezeit werden die Pflanzenstengel dicht über dem Boden mit einer kurzen Sichel von Hand geschnitten. Dabei wird nach Möglichkeit vermieden, Wurzelteile mitzureißen, da diese die Faserqualität mindern und später manuell entfernt werden müssen.
Abbildung 4.3: Die geernteten
Stengel werden zum Trocknen auf dem Feld ausgelegt. Quelle: [51]
Die Hanfpflanzen werden gebündelt und
klassiert, indem man zuerst die längsten Stengel
und dann die Stengel mittlerer Länge aus den Bündeln zieht. Sie
werden von den Blättern befreit und liefern später Fasern erster
bzw. zweiter Qualität. Kurze und verdrehte Stengel werden zum Eigengebrauch
mit in das Dorf genommen, um beispielsweise einfache grobe Seile
daraus zu fertigen. Das abgerissene Blattwerk wird als Viehfutter verwendet.
Die klassierten Stengel werden voneinander getrennt auf dem abgeernteten
Feld ausgebreitet und liegen 2 bis 4 Tage lang in der Sonne bis sie teilweise
getrocknet sind (s. Abb. ).
Anschließend werden die Stengel zu Bündeln von je 200 Stück
zusammen genommen und in einem Teich, einem Fluß oder einem gemauerten
Becken zur Röste getaucht (s. Abb. ).
Wird die Röste in einem Teich oder Fluß vorgenommen, werden
die Bündel zweimal täglich gewendet. Liegen sie in einem Becken,
beschwert man sie mit Steinen oder Balken, damit sie ausreichend benetzt
sind. Da die Stengel auf den Feldern nur unvollständig getrocknet
sind, haben sie wenig Auftrieb und benötigen
keine schweren Gewichte. Das Röstewasser
ist zwischen 23
und 30
C warm, je nach Wassertiefe und Sonneneinstrahlung.
Nach kurzer Röste werden die Stengel wieder in dünner Schicht auf den Feldern ausgebreitet und für weitere zwei bis drei Tage in der Sonne getrocknet. Manchmal wird die Röste nochmals wiederholt. Sobald diese Behandlung abgeschlossen ist, werden die Stengel erneut gebündelt und in pyramidenförmigen Haufen auf den Feldern zusammen gestellt.
Hiernach sind zwei verschiedene Verfahrensschritte möglich : Die verbreiteste Methode (wet method) ist, die fast trockenen Stengel von Hand aufzubrechen, die Faserbündel auseinanderzuzupfen und sie am Wurzelende zusammengebunden weiter in der Sonne zu trocknen. Nach der Trocknung können sie transportfähig und damit verkaufsfertig gemacht werden. Die Ernte läßt sich dadurch relativ schnell absetzen.
Abbildung 4.4: Rösteteich
in Tai'an. Auf der Wasseroberfläche sind deutlich die dicken Flocken
zu erkennen, die von Bakterien gebildet werden. Quelle: [51]
Seltener werden die Bündel komplett getrocknet (dry method) und ähnlich wie in Ungarn bis zum Sommer oder Herbst gelagert, um sie dann mit westlichen Techniken aufzubrechen und von den Holzanteilen zu befreien. Der Ertrag an verkaufsfähiger Rohfaser beträgt bei dieser Methode etwa 100 g auf 1 kg gesamter Trockenmasse, bei der üblichen Methode nur 60 g/kg. Sie ergibt außerdem etwas bessere Faserqualitäten, so daß insgesamt ein höherer Preis für sie erzielt wird.
1993 wurde den Farmern für Fasern bester Qualität noch 0,60 US-$ pro Kilogramm und 0,40 bis 0,50 US-$ je Kilogramm für Fasern zweiter Qualität bezahlt. In 1994 waren es schon 0,75 US-$ und im Juli 1995 1,00 US-$ je Kilogramm erstklassiger Faser (vgl. Preis der Baumwolle 7/95: 1,90 US-$ je kg; Quelle: ICAC). Die Qualität und damit der Preis des Fasergeflechts sind durch die Verarbeitungsmethoden, die Faserbündellänge sowie deren Feuchtegehalt bestimmt. Lange Bündel gut gerösteter und trockener Faser erzielen den höchsten Preis, während nach der Sommerernte die Preise wegen des hohen Angebotes am niedrigsten sind.
Scheinbar ist die dry method 1986 auf Initiative der Dong Ping Hanf Mühle eingeführt worden, wegen der dafür erforderlichen Gerätschaften bisher aber noch nicht weit verbreitet. Die Mühle verarbeitet hauptsächlich nach der wet method aufgeschlossenes Material, würde aber dry method-Hanf vorziehen. Die Felder wären schneller abgeerntet und Folgefrüchte könnten früher ausgebracht werden.
Der Bastfasergehalt der heimischen Sorten schwankt zwischen 5 und 22 % und beträgt im Mittel 12 %. Eine gute Ernte bringt durchschnittlich zwischen 7 und 10 Tonnen Trockenmasse und dementsprechend 0,8 bis 1,2 Tonnen Hanffasern erster und zweiter Qualität pro Hektar.
Über den energetischen Aufwand zur Erzeugung des Faserhanfes waren keine konkreten Zahlen zu ermitteln. Unter der Voraussetzung, daß sämtliche Arbeiten manuell (oder mit Hilfe von Zugtieren) ohne Maschinenkraft verrichtet werden, ist der energetische Aufwand (111) außerordentlich gering (0,2 MJ/kg) und beschränkt sich auf Transporte. Dabei ist nicht die zur Produktion der eingesetzten Agrarchemikalien benötigte Energie berücksichtigt.
Problematisch ist der nötige Flächenverbrauch (131): Würden
die im statistischen Mittel von jedem Bundesbürger pro Jahr verbrauchten
23 Kilogramm Textilien aus chinesischem Hanf bestehen, wären dafür
ca. 15.500 km
nötig. Allerdings wird in China eine Fruchtfolge praktiziert (132).
In allen Quellen wird die bodenverbessernde Wirkung des Hanfes erwähnt,
Bodenerosion (134) ist nicht zu erwarten. Der Wasserverbrauch (141) während
der Vegetationsperiode liegt mit 1,2 m
pro Kilogramm Faser (s. Anh.
)
ebenfalls deutlich unter dem von Baumwolle.
Die Qualität (142) des durch den Röstevorgang biologisch hoch belasteten Wassers ist als problematisch zu bewerten. Wegen des hohen BSB/CSB-Wertes ist eine Sauerstoffzehrung und ein Umkippen der Rösteteiche zu erwarten (331).
Die Hanfpflanze wird fast vollständig verwertet, nicht-nutzbare Reste bleiben kaum übrig (151). Von den Samen wird die nötige Menge Saatgut für die nächste Ernte behalten und der Rest als Nahrungsmittel bzw. Vogelfutter verkauft (1511). Der Preis liegt bei 0,75 - 1,00 US-$ je Kilogramm (der gleiche Preis muß auch beim Zukauf von Saatgut bezahlt werden). (Der Samenertrag bei Pflanzen, die zur Fasergewinnung genutzt werden, ist gering. Es müssen daher für die Samengewinnung eigene Felder angelegt werden.) Das Blattwerk der Pflanze dient als Viehfutter und die Schäben werden zu Schuhsohlen verarbeitet. Fasern niedriger Qualität verwendet man zur Seilherstellung für den Eigengebrauch. Lediglich das Stroh wird ungenutzt auf den Feldern verbrannt (1512).
Wegen der traditionellen Anbauweise von Hand sind Lärm und Abgase
als Immissionen (211) aus landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte
nicht vorhanden. An gasförmigen Emissionen (221) können Distickoxide
aus der Düngerverwendung sowie Faulgase aus der Röste erwartet
werden. Wegen der starken Sauerstoffzehrung ist ein anaerober Abbau anzunehmen,
in dessen Verlauf Methan emittiert wird. Sowohl N
O als auch CH
haben ein hohes Potential bezüglich des Treibhauseffektes. Über
die Menge der freigesetzten Gase gibt es keine Informationen. Flüssige
Emissionen (222) fallen bei der Röste an und haben eine erhebliche
Wirkung auf die Umwelt (s. o.).
Als feste Emissionen (223) fallen die Düngergaben an. Sofern sich
nicht Fehler aus der Übersetzung der englischen Quelle bzw. den Umrechnungen
in metrische Maße ergeben haben, sind die aufgebrachten Düngermengen
als erheblich zu bezeichnen. Während in den Anbauversuchen der FAL
[43] Stickstoffmengen von 60 bis 100 kg/ha
als ausreichend befunden wurden, wird in Tai'an scheinbar ein Gemisch aus
Kunstdünger in bis zu zehnfacher Menge ausgebracht. Der Exporteur
bestätigt lediglich den Gebrauch von Dünger (s. ),
nennt aber keine Mengen. Hierüber besteht Informationsbedarf.
Der Faserhanfanbau hat eine positive Wirkung auf andere Nutzpflanzen (3111): Er erweitert die Fruchtfolge, lockert den Boden auf und bereitet ihn für Folgefrüchte vor. Wildpflanzen am gleichen Standort werden vom Hanf unterdrückt (sofern der Hanf zur Fasergewinnung angebaut wird und eine entsprechende Standesdichte hat). Wildpflanzen am Feldesrand oder in der näheren Umgebung werden dagegen nicht beeinflußt (3112).
Bis auf die wenigen Schädlinge werden die meisten Insektenarten (321) durch die Inhaltsstoffe (ätherische Öle, Phenole etc.) des Hanfes ferngehalten. Negative Wirkungen auf Vögel oder Säuger (321) sind nicht bekannt.
Über Arbeitsbedingungen (411) im Hanfanbau ließen sich kaum
Daten ermitteln. Es ist unklar, ob sich die diesbezüglichen Angaben
des Exporteurs Tradewise (s. )
nur auf die Verarbeitung oder auch auf den Anbau beziehen. Es wird darin
versichert, daß in der gesamten Produktion keine Kinderarbeit stattfindet.
Aus den Geschäftsbeziehungen mit Asiaten ist jedoch bekannt, daß
jene alle gewünschten Zertifikate und Unterlagen vorzuweisen wissen
,
deren Wahrheitsgehalt aber nicht immer 100 % beträgt. Deshalb ist
mit der Möglichkeit von Kinderarbeit trotzdem zu rechnen. Auf den
Fotos sind zum Teil Kinder zu sehen, die zum Beispiel beim Aufbrechen der
Bastfasern helfen.
Als problematisch ist im Zusammenhang mit dem starken Einsatz von Düngemitteln deren toxikologische Wirkung (441) zu bezeichnen. Die Stickstoffdünger können die Bildung von cancerogenen Nitrosaminen begünstigen. Bei Kleinkindern kann durch hohe Nitratkonzentrationen Methämoglobinämie auftreten (521) und Blausucht auslösen [11]. Entsprechende Daten über die jeweilige Belastung am Arbeitsplatz wurden nicht gefunden.
Im Hanfanbau treten externe Kosten (7211) vor allem im Umweltbereich auf. Die Wasserröste in Fließgewässern oder in speziellen Teichen belasten die gesamte Umwelt, werden dem Produkt Hanffaser aber nicht aufgeschlagen. Eine Quantifizierung der Auswirkung kann aufgrund der Datenlage nicht erfolgen.
Die Produktqualität (731) des chinesischen Hanfes ist umstritten.
Während das HanfHaus von Pestizidrückständen in chinesischer
Ware berichtet,
ist die hier produzierte Faser frei von Schadstoffen
.
Generell werden Hanffasern aus der Wasserröste höherwertiger
als die aus Tauröste angesehen.
Nach Angaben des Exporteurs ist in der Volksrepublik kürzlich die 40-Stunden-Woche (811) eingeführt worden. Es wird demnach an fünf Tagen in der Woche jeweils 8 Stunden gearbeitet. Wie in der hiesigen Landwirtschaft wird sich das Arbeitsvolumen aber nach den landbaulichen Anforderungen richten und nicht immer dem Schema (8112) entsprechen.
Der Importeur beziffert die Kosten für den Anbau
, die Textilerzeugung und -veredelung mit 35 % der Gesamtproduktionskosten.
Darin sind Zölle und Kosten für den Transport nach Deutschland
noch nicht enthalten.
Der Kapitalaufwand (821) für Anbau und Verarbeitung der Hanffasern
muß demzufolge sehr niedrig sein. Die Bestellung der Felder erfolgt
im wesentlichen in Handarbeit. Wegen der niedrigen Löhne liegt hier
ein Preisvorteil gegenüber den sonst erforderlichen Investitionskosten
für Maschinen. Im Vergleich zu neuen, in Deutschland entwickelten,
technischen Aufschlußverfahren ist die Wasserröste sehr billig.
Das liegt nicht zuletzt auch an den abgewälzten Kosten der Umweltbelastung.
Die Anlagen der Textilmühle stammen aus einem joint venture (851)
mit einem westlichen (niederländischen) Unternehmen aus dem Jahre
1993 [51]. Der finanzielle Umfang dieses
Know-How-Transfers war nicht in Erfahrung zu bringen.