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Botanik der Hanfpflanze

Soweit nicht anders vermerkt, sind die folgenden Angaben aus der Studie des KATALYSE-Institutes [21] entnommen. Hanf   bildet zusammen mit dem Hopfen die kleine Familie der Cannabaceae , die zur Ordnung der Urticales  gehört und eng mit den Brennesselpflanzen verwandt ist. Genau wie die Baumwolle ist Hanf eine Gefäßpflanze , Abteilung Samenpflanze , Unterabteilung Decksamer aus der Klasse der Zweikeimblättrigen  [29].

Hanf ist eine einjährige Pflanze, die lediglich einen Stengel  ausbildet, der je nach Sorte und Standort bis zu fünf Meter hoch werden kann und mehr oder minder verzweigt ist [41].

 [Cannabis sativa]
Abbildung 3.9:  Feld mit Hanf (Cannabis sativa).
Rechts blühende männliche, links weibliche Pflanzen.
Quelle: [33]

Die Hanfpflanze ist diözisch (zweihäusig).   Die männliche Pflanze (Femelhanf) ist schwächer entwickelt als die weibliche, hat eine kleinere Wuchshöhe  und reift früher. Die weibliche Pflanze (Hanfhenne) ist überdies verzweigter und dichter belaubt als die männliche Form (s. Abb. gif).

Häufig treten geschlechtliche Zwischenformen (Intersexe)   auf, die erblich sind. Man kann dabei weibliche Wuchsformen  mit weiblichen und männlichen Blüten  (feminine Monözisten)  bzw. mit ausschließlich männlichen Blüten (feminine Männchen) und männliche Wuchsformen mit weiblichen und männlichen Blüten (maskuline Monözisten)  bzw. ausschließlich weiblichen Blüten (maskuline Weibchen) unterscheiden.

Im Hinblick auf eine Ernteerleichterung wurden Versuche unternommen, monözische Sorten zu züchten [42]. Diese reifen gleichzeitig und können zum selben Zeitpunkt geerntet werden. Der Faserertrag ist demzufolge höher.

Hanf hat eine 30-40 cm lange spindelförmige Pfahlwurzel , die stark verholzt ist. Von ihr zweigen zahlreiche, teils sehr kräftige Seitenwurzeln ab, die bis zu 200 cm lang werden können und je nach Bodenbeschaffenheit  zwischen 115 und 200 cm tief ins Erdreich langen. Dieses Wurzelsystem  erscheint stark ausgebildet, ist aber im Verhältnis zu Ausmaß und Schnellwüchsigkeit der oberirdischen Pflanzenteile relativ schwach entwickelt.

Der mit Haaren besetzte Stengel  ist grün, hat eine eckige Form und verholzt im Alter. Je nach Saatdichte  kann er zwischen 6 und 60 mm Durchmesser haben [41, 21].

Im Phloem (Siebteil)  entstehen durch primäres Wachstum   15-35 Faserbündel , die in ein bis zwei Reihen das Xylem (Holzteil) komplett umschließen. Diese primären Faserbündel durchziehen den gesamten Sproß, während die später wachsenden sekundären Bündel  nur bis zur Stengelmitte  reichen (s. Abb. gif).

 [Querschnitt durch Hanfstengel]
Abbildung 3.10:  Hanf. Querschnitte durch den äußeren Teil des Stengels mit der faserhaltigen Rinde in verschiedener Höhe. Von links nach rechts: 1 Stengelspitze, 2 oberes Drittel, 3 Stengelmitte, 4 unteres Drittel, 5 Stengelbasis. Die dunkleren Gruppen sind Bündel von Einzelfasern. Quelle: [41]

Die Einzelfasern haften innerhalb der Bündel ziemlich fest zusammen. Je nach Art und Methode des Faseraufschlusses  können so hochwertige feine oder grobe, aber sehr feste Fasern gewonnen werden [41]. Der Ertrag  an hochwertiger Faser ( tex2html_wrap_inline2963 200 cm) hängt damit nur vom Anteil der Primärfaserbündel ab. Durch züchterische Maßnahmen wurde in den sechziger Jahren der Fasergehalt  von Hanfpflanzen von 10 auf 40 % gesteigert. Heute verwendete Sorten haben im Durchschnitt einen Fasergehalt von 30 %, weisen aber hohe Hektarerträge   auf.

Die Blätter der Hanfpflanze sind groß, handförmig geteilt und haben dunkelgrüne Ober- und blaßgrüne Unterseiten. Sie setzen sich aus 1-11, in der Regel 5-9 gezahnten, schmal lanzettförmigen Blattfingern  zusammen, die auf beiden Seiten mit Drüsen  und Haaren besetzt sind. Die Blütenstände  sind klein und unscheinbar, weisen die Form von Trugdolden   oder Rispen auf und sitzen in den Achseln der oberen Laubblätter.

Männliche Blüten bestehen aus nur fünf hängenden Staubblüten und ebenso vielen grünlichen Hüllblättern. Weibliche Blüten besitzen eine reduzierte Blütenhülle , die den oberständigen, durch zwei Fruchtblätter  gebildeten Fruchtknoten  am Grund becherartig umgibt. Sie werden, auch bei der Reife, von einem Tragblatt kapuzenartig locker umschlossen. Zwei lange Griffeläste ragen aus dem Tragblatt heraus. Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch den Wind [41, 21].

Die als ,,Nuß`` bezeichnete, oberständige rundliche Schließfrucht enthält einen Samen. Die Nuß ist 2-6 mm lang und hat einen Durchmesser von 2-4 mm. Der tagneutral  keimende Same besitzt einen hakenartig gekrümmten Embryo, der den größten Teil des Samen  einnimmt.

Die gesamte Pflanze, mit Ausnahme der Samen und Wurzeln,   ist mit Drüsen  besetzt; besonders dicht auf der Unterseite der Tragblätter  entlang der Blattadern  und auf den Blättern im Bereich der Blütenstände . Die Drüsen sekretieren ein Harz , das zu 80-90 % aus Cannabinoiden sowie     aus ätherischen Ölen, hochpolymeren Phenolen, Terpenen und Wachsen besteht. Zur Zeit sind etwa 60 verschiedene Cannbinoide bekannt, es werden aber ständig weitere entdeckt. Den größten Anteil haben Cannabidiol (CBD)      und Cannabinol (CBN), wobei das CBD pharmakologisch genutzt wird. Die psychoaktiven  Cannabinoide des Hanfes stammen aus der Gruppe der Tetrahydrocannabinole (THC).   

Hüllblätter enthalten besonders viel Cannabinoide, während Samen und Fasern frei davon sind [21, 41]. Samen- und Faserhanf enthalten nur geringe Mengen THC, weshalb ihr Anbau  in der EG (in der BRD seit dem Jahresanfang, Pressemitteilung des BML vom 02.01.96)gif gestattet ist. Diese Sorten dürfen im oberen Blattdrittel einen THC-Gehalt von 0,3 % nicht überschreiten. (Wie eine Untersuchung des Kölner KATALYSE-Institutes ergab, ist auch bei Konsum großer Mengen solchen Hanfes keine Rauschwirkung zu erwarten [21].)

Es werden drei in THC- und CBD-Gehalten varierende Phänotypen unterschieden (s. Tab. gif). Faser- und Samenhanf haben nach dieser Aufstellung einen niedrigen THC- und einen höheren CBD-Gehalt als Drogenhanf . CBD wirkt als psychischer Antagonist  zum THC und schwächt dessen Wirkung  ab bzw. hebt sie völlig auf [21].

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Tabelle 3.5:  Nach Cannabinoid-Gehalt unterschiedene Phänotypen des Hanfes.
Quelle: [21]

Eine Analyse von etwa 100 Hanfsorten  aller drei Phänotypen ergab bei über 60 Sorten einen THC-Gehalt von unter 0,3 % (zwischen 0,06 und 0,1 %) und bei Nichtdrogenhanf-Sorten ein THC/CBD-Verhältnis von 1:5. Die bei Drogenhanf üblichen THC-Gehalte liegen zwischen 1,5 und 8 % und das THC/CBD-Verhältnis bei 2:1. Schon bei Jungpflanzen ist mit einfachen analytischen Mitteln eine Unterscheidung des Phänotypus aufgrund von THC-Messungen möglich.

Die Früchte des Hanfes sind eine wichtige Quelle für die Gewinnung pflanzlicher Öle . Sie enthalten 29 % fette Öle, 13 % Eiweiß  und 17 % Kohlenhydrate  und können daher ein gutes Speiseöl  liefern. Mit einem Anteil von 46-70 % an der hochungesättigten und für den Menschen essentiellen Linolsäure  ist es biologisch besonders wertvoll. Es wird durch Zerkleinern und Pressen der Früchte gewonnen und in China,  Teilen der GUS  und südlichen Ländern direkt als Speiseöl genutzt. Der verbleibende Preßkuchen   wird als Futtermittel  in der Schweinemast eingesetzt [41].


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Kai Altenfelder

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