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Entsorgung

 

Die Entsorgung von gebrauchten Produkten kann theoretisch auf verschiedenen Wegen geschehen. Entweder werden sie in die Stoffkreisläufe   zurückgeführt oder als Abfall  entsorgt. Die Rückführung  kann aus einer Weiterverwendunggif   des Produktes bestehen (Altkleidersammlung,   Second-Hand-Läden ), der Verwertung  einzelner Bestandteile für gleiche, gleichwertige oder minderwertige Produkte (Downcycling) oder der Zerlegung  in Rohstoffe, die dann zur Herstellung eines gleichen oder anderen Produktes verwendet werden können (Recycling) . Im Zusammenhang mit der Altkleidersammlung ergeben sich Probleme aufgrund der Menge an abgelegter Kleidung. Vielfach werden Altkleider in Entwicklungsländer exportiert und verdrängen deren heimische Textilindustrie. In jüngerer Zeit wurde entdeckt, daß Kleidersammlungen zwar unter dem Namen karitativer Verbände durchgeführt werden, die Kleider aber an kommerzielle Händler gelangen und in deren Second-Hand-Läden verkauft werdengif.

Eine Entsorgung als Abfall geschieht entweder durch energetische (thermische) Verwertung,  durch Kompostierung  oder Deponierung  [13]. Eventuell in der Kleidung noch enthaltene Reststoffe aus der Ausrüstung können dadurch in die Umweltkompartimente Wasser und Boden gelangen.

Das Abfallgesetz  [20] setzt die Prioritäten für die Abfallbehandlung  in der Reihenfolge:

  

Aus dogmatisch-ökologischer Sicht ist ein Vermeiden vorzuziehen, da dadurch Stoff- und Energieströme   reduziert werden. Jedoch ist die Vermeidung von Abfällen in der Konsumgesellschaft  meistens nicht praktizierbar, da der Konsum den Verbrauch  von Produkten beinhaltet und nur so eine Neuproduktion nach sich zieht. Die grundsätzliche Vermeidung von Abfall kann also nicht gefordert werden, ohne den strukturellen Aufbau der westlichen Gesellschaft in Frage zu stellen. Daher ist in jedem Einzelfall eine Abwägung von Vor- und Nachteilen der jeweiligen Abfallbehandlung vorzunehmen und nach deren Ergebnis die Entscheidung über Vermeiden, Verwerten oder Verwerfen zu treffen.

Ein Recycling  von Produkten ist ökologisch nur sinnvoll, wenn der Energieverbrauch , die Emissionen  und der Rohstoffverbrauch  dazu geringer ausfallen als bei der Neuherstellung des Produktes. Die Voraussetzungen für ein Recycling sind demzufolge:

         

Die grundlegende Forderung bei der Entscheidung für ein Produktrecycling  ist daher stets, daß der gesamte Aufwand für die Wiederherstellung des stofflichen Ausgangszustandes eines Produktes deutlich niedriger sein muß, als der für die ursprüngliche Bereitstellung der Stoffe [13].

Auf dem Textil- und Bekleidungssektor ist in aller Regel ein Downcycling  bzw. eine thermische Verwertung    der Altkleider vorzufinden. Das jährliche Abfallaufkommen  an textiler Bekleidung  wird für die Bundesrepublik auf etwa 600.000 Tonnen geschätzt, von denen ein Drittel von den Altkleidersammlungen  erfaßt werden und zwei Drittel in den Haus- und Sperrmüll  gelangen  [18].

Die gesammelten Textilien sind meistens nicht sortenrein und können nur unter erheblichem Aufwand voneinander getrennt werden. Zudem sind sie in aller Regel mit Textilhilfsmitteln  und/oder Farbstoffen  versehen, die sich kaum entfernen lassen.

Sofern die Sortenreinheit gegeben ist, läßt sich aus Altkleidern auf Zellulosebasis Viskose herstellen. Die zum Aufschluß der Kleider nötige Energie ist in etwa gleich groß wie beim Zelluloseaufschluß aus Holz [13]. Bei sortenreinem Polyester ist das Einschmelzen ebenfalls möglich: Die Firma Gore hat eine Produktlinie entwickelt, die nur aus Polyester und der wasserdichten PTFE-Membran besteht. Nach dem Gebrauch kann die Bekleidung an den Hersteller zurückgegeben werden, der die Bestandteile mechanisch voneinander trenntgif. Während die Membran echt rezykliert wird, kann aus dem Polyestermaterial in einem Downcycling-Prozeß nur ein minderwertigeres Produkt hergestellt werden.

Ein anderer Ansatzpunkt wird von dem Hersteller Malden Mills verfolgt: Der Großteil der produzierten Polyester-Fleece-Bekleidung ist aus rezykliertem Materialgif mit einem Gewichtsanteil von bis zu 95 Prozent. Das Ausgangsmaterial soll hauptsächlich aus ehemaligen Getränkebehältern bestehen.

Der energetische und damit auch finanzielle Aufwand    zum Trennen und Aufschließen der Altkleidung steigt mit der Anzahl der voneinander zu trennenden Gemischbestandteile, was sich mit Hilfe der Gesetze der Thermodynamik   (Entropiezunahme, Unordnung) leicht nachvollziehen läßt.

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Tabelle:  Heizwerte von Textilrohstoffen im Vergleich zu fossilen Energieträgern.
Quelle: [2, 13, 21]

Besonders bei der Betrachtung der Heizwerte von Bekleidungsrohstoffen im Vergleich zu fossilen Energieträgern wird daher die thermische Verwertung von Alttextilien interessant. Eine moderne Brenn- und Filtertechnologie    auf dem Stand der Technik vorausgesetzt, kann die schadstoffarme Verbrennung von Alttextilien durchaus ökologisch sinnvoll sein: Je nach Material kann Erdöl zur Energiegewinnung  bis zur gleichen Höhe der entsprechenden Masse eingespart werden (s. Tab. gif).

Die Kompostierung  von Bekleidung liefert im Gegensatz zur Verbrennung in der Regel keine nutzbare Energie,   emittiert aber die gleiche Menge an CO tex2html_wrap_inline2867   [13]. Zudem ist sie mit einem erheblichen Platzbedarf  verbunden. Sofern die zu kompostierenden Stoffe keine zu hohen Gehalte an Textilchemikalien  haben, kann zumindest der entstehende Kompost  als Dünger  genutzt werden.

Die energetische Alternative zur Verbrennung ist die Gewinnung von Biogas   aus der Kleidung. Dabei ensteht ein Gas, daß sich zu 65 Prozent aus Methan  und zu 35 Prozent aus Kohlendioxid   zusammensetzt. Bei der Verbrennung des Gases entsteht genauso viel CO tex2html_wrap_inline2867 wie bei der kompletten Verbrennung der Kleider. Solange ein aerober Abbau   stattfindet, entspricht die Biogasgewinnung bezüglich der CO tex2html_wrap_inline2867 -Emission daher einer Verbrennung der Kleider mit zeitlicher Verzögerung. Bei anaerobem Abbau   und einem ungenutzten Entweichen des entstehenden Methans in die Atmosphäre,  wirkt dieses hingegen als 20-fach wirksameres Treibhausgas  als Kohlendixoid [13].


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Kai Altenfelder
Sat Jul 11 00:38:57 MET DST 1998
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