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Ökonomische Aspekte

Unterschiede in den individuellen Kosten (711) ergeben sich zwischen den Produktlinien zum einen wegen der verschieden langen Transportwege. Zum anderen ist der im Handel zu zahlenden Preis für Hanfbekleidung sehr hoch, weil sich das Produkt in der Markteinführungsphase befindet. Die Rohstoffkosten sind aufgrund der kleinen Fertigungszahlen relativ hoch. Verarbeitungsmethoden und -techniken befinden sich im Aufbau, deren Vorfinanzierung mit den ersten Verkäufen wieder eingespielt werden soll.

Leider ist wegen der Ideologisierung der Pflanze und dem Kult um die Drogennutzung eine Bewegung entstanden, die die Hanfprodukte in unverhältnismäßig hohe Preisregionen schiebt. Die Nutzung von (Faser-) Hanf ist ,,in``, es gilt als progressiv, Kleidung aus Hanf zu besitzen. Die in Kapitel gif erwähnten Prinzipien der Selbsterhöhung durch Produkte finden hier in besonderem Maße Anwendung. Unbeeinflußt von der zum Teil noch minderwertigen Qualität der auf dem Markt befindlichen Hanfkleidung wird diese erworben, weil ihr das Klischee des Verbotenen anhängt und dadurch einen besonderen Reiz verschafft.

Innerhalb der ,,Hanf-Szene``, die sich aus ideologisch motivierten Anbietern von Produkten, pragmatischen Kaufleuten, interessierten Verarbeitern von verwandten Fasern und Wissenschaftlern zusammensetzt, bestehen stark voneinander abweichende Ansichten darüber, ob Hanfprodukte eher auf einem Massen- oder Nischenmarkt anzusiedeln sind. Die Diskussion wird oft sehr emotional geführtgif.

Externe Kosten (7211) im Umweltbereich verursachen Anbau und Verarbeitung des Hanfes. Die aus der Düngung emittierten Treibhausgase beeinflussen das globale Klima. Ähnliches gilt für transportbedingte Emissionen. Daraus erwachsende Schäden und Nachteile sind von allen Erdbewohnern gemeinschaftlich zu tragen. Die Wasserröste und die Abwässer aus der Textilerzeugung belasten Oberflächen- und Grundwasser. Unter Umständen kann dadurch die Trinkwasserversorgung gefährdet bzw. durch ein folgendes Fischsterben die Ernährungsvielfalt eingeschränkt sein. Generell sind durch die Nutzung von elektrischer Energie aus modernen fossil gefeuerten Kraftwerken externe Kosten von 0,02 DM je kWh anzurechnen [54]. (Darin sind die Kosten für klimaverändernde Wirkungen von CO tex2html_wrap_inline2867 -Emissionen allerdings noch nicht enthalten.) Für den Güterverkehr mit LKW rechnet man mit 0,10 DM je Tonnenkilometer [54] an externen Kosten.

Der Wettbewerb (831) zwischen Ökotextilien aus Hanf bzw. Baumwolle müßte eigentlich härter sein. Allein im Tai'an Distrikt wurden zwischen 1992 und 1994 etwa 8000 Tonnen Hanffaser produziert [51]. Dies entspricht der weltweit produzierten Menge an organisch angebauter Baumwolle [9]. Mengenmäßig müßten also weit mehr Hanftextilien als die aus organischer Baumwolle auf dem Markt sein. Daß dem nicht so ist, liegt daran, daß der Markt für Hanfprodukte noch nicht erschlossen ist. In den Erzeugerländern wird weitgehend für den Eigenbedarf produziert und nur ein Teil der Ernte exportiert. Zudem sind die Hanftextilien wegen der fehlenden modernen Verarbeitungstechnik nicht für den westlichen (Massen-) Markt geeignet: Der vielzitierte Normalverbraucher ist nicht bereit, für eine schlecht verarbeitete Jeans in Kartoffelsack-Optik das doppelte des üblichen Preises zu bezahlen. Der Qualitätsunterschied zu den ihm bekannten Textilien bezüglich Griff, Optik und Stil ist zu groß, als das der ökologische Vorteil zum Tragen käme und kaufentscheidend würde.

Weil in Deutschland bisher keine Hanfpflanzen angebaut werden durften und Baumwolle im hiesigen Klima nicht gedeiht, ist die Bekleidungsindustrie auf Rohstoffimporte (851) angewiesen. Selbst wenn künftig der Hanfanbau hierzulande erlaubt ist, reicht die verfügbare landwirtschaftliche Fläche nicht zur Eigenversorgung aus. Die Textil- und Bekleidungsindustrie mit ihrer internationalen Verflechtung wird auch weiterhin weltweiten Handel benötigen.

Negativ ist die nach wie vor praktizierte Entsorgung von Altkleidern in die sogenannte dritte Welt. Die abgetragene Kleidung der ersten Welt ist billiger als die dort in Handarbeit gefertigen Stoffe und Kleider. Dadurch wird die heimische Textilherstellung verdrängt (7212).


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Kai Altenfelder
Sat Jul 11 00:38:57 MET DST 1998
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