Bei der Erstellung einer PLA wird im allgemeinen auf die Art und
Beschaffenheit eines Bedürfnisses nicht weiter eingegangen. Das heißt, die
Fragen ,,Was ist ein Bedürfnis?`` oder ,,Wie entsteht ein
Bedürfnis?`` werden ebensowenig beantwortet, wie die
Frage nach der Berechtigung für ein bestimmtes Bedürfnis oder nach der
Veränderbarkeit des Bedürfnisses in personeller, regionaler oder sonstiger
Sicht.
Das setzt voraus, daß zu Beginn der Arbeit an der PLA eine Reflektion des Bedürfnisses anhand eines konkreten Beispiels erfolgt. Dies kann dazu führen, daß ein Vergleich verschiedener Alternativen zur Bedürfnisbefriedigung angestellt wird. Unter Umständen stellt sich aber auch heraus, daß die Befriedigung nicht nur durch ein materielles Produkt sondern auch durch eine Dienstleistung oder eine Änderung der Lebensgewohnheiten geschehen kann.
Weiterhin ist zu beachten, daß das mit dem Produkt verbundene Bedürfnis nicht an den eigenen Vorstellungen und Wertmaßstäben des Analysierenden gemessen werden darf. Abweichungen von seinen Maßstäben würden dadurch automatisch als falsch und ethisch-moralisch nicht vertretbar geächtet. Die Beschäftigung mit diesem Bedürfnis muß sich darum auf die reine Darstellung aller Einflüsse beschränken, die das Bedürfnis ausmachen und dessen Verbindung zur Produktion herstellen. Die übergeordnete Fragestellung bei der Erstellung einer Produktlinienanalyse lautet daher: ,,Auf welche Weise läßt sich ein Bedürfnis derart befriedigen, daß die Grenzen eines umwelt- und sozialverträglichen Wirtschaftens beachtet werden?`` [3].
Für die sich anschließende Untersuchung sind dabei eine Reihe von Voraussetzungen zu berücksichtigen:
Eine abschließende Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse bleibt wegen der Komplexizität der Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen Kriterien schwierig. Unter Umständen läßt sich das entsprechende Kriterium über alle Lebenszyklen hinweg betrachten, niemals jedoch alle Kriterien über alle Zyklen und alle Dimensionen. Dazu fehlt eine geeignete Theorie über die Wechselbeziehungen, die eine nachfolgende Auswertung gestatten würde. Kosten-Nutzen-Analysen sind aus demselben Grund nur bedingt einsetzbar, da längst nicht alle Effekte monetarisierbar sind und im Resultat nicht mehr die dahinter stehende Problematik erkennen lassen.
Zur Erstellung einer PLA ist der Untersuchende auf die Verfügbarkeit von produktionsrelevanten Daten angewiesen. Diese Daten sind in der Mehrzahl in Behörden- oder Betriebsbesitz und damit für ihn weitgehend unzugänglich. Die PLA steht und fällt aber mit diesen Daten, da in den meisten Fällen eine eigene Primärerhebung aus zeitlichen Gründen nicht möglich ist oder nur Teile der benötigten Daten beschafft. Selbst eine umfangreiche Literaturrecherche kann diese entstehenden Lücken nicht vollständig schließen. Es kommt daher darauf an, bei der Erstellung der Analyse den ,,Mut zur Lücke`` zu entwickeln. Der Versuch, sämtliche Daten entlang der Produktionslinie zusammenzutragen und dabei allen sich ergebenen Fragen nachzugehen, birgt die Gefahr, den Blick für die wesentlichen Punkte zu verlieren.
Die abschließende Auswertung erfolgt in beschreibender Form unter Benennung der Schwerpunktsetzung, um das Nachvollziehen der Beurteilung zu ermöglichen. Im Zweifelsfall ist eher auf eine Bearbeitung eines Einzelkriteriums zu verzichten: ,,Die Antworten auf die richtige Frage nicht geben zu können, ist jedoch auch hier immer noch besser als Antworten auf die falsche Fragen zu geben!`` [4]. In diesem Sinne nicht gegebene Antworten sind als Denkanstoß für weitergehende Untersuchungen in der Zukunft anzusehen. Die Handlungsempfehlungen sind nicht als komplette Handlungsanweisung im Sinne von Universalrezepturen zu verstehen, sondern als ,,Mosaiksteine für anderes Wirtschaften`` [3].