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Ökonomie

Aufgrund ihrer Eigenschaften hat die Hanffaser vor allem im Bereich der schadstoffarmen Ökotextilien eine Chance am Markt. Dieser Markt ist derzeit von Produkten aus Leinen und kontrolliert biologischer Baumwolle dominiert. Um diese Rohstoffe ersetzen zu können, müßte bei vergleichbaren oder niedrigeren Produktionskosten eine Faser mit besserer Qualität erzeugt werden. Mit den bisherigen traditionellen Verfahren ist dies nicht möglich: Die Hanffasern sind zu grob und wenig dehnfähig, um auf modernen Maschinen verarbeitet zu werden.

Angesichts der hohen zu erwartenden Investitionskosten für die Entwicklung entsprechender Technologie erscheint es sinnvoller, die Faser für die Verarbeitung auf bestehenden Anlagen der Woll- oder Baumwollindustrie zu modifizieren. In Frage kommen dafür derzeit drei Verfahrenstypen:

Diese Verfahren sind grundsätzlich in der Lage, Fasern zu liefern, die sich auf modernen Anlagen der Textilindustrie zu feinen und hochwertigen Garnen verarbeiten lassen. Mit den genannten Verfahren ist jeweils ein erheblicher Aufwand verbunden, doch liefern sie Produkte mit hoher Wertschöpfung [27]. Welches der Verfahren letzten Endes ökologisch und ökonomisch betrachtet das beste ist, läßt sich erst im Probebetrieb feststellen. Für das Ultraschallverfahren soll derzeit eine Anlage im Industriemaßstab in Bau sein.

Im Bereich der Outdoorbekleidung herrschen, wie eingangs erwähnt, hauptsächlich Mischgewebe und Baumwolle vor. Mit den zur Zeit verfügbaren Hanffaserqualitäten besteht keine Chance, die Mischgewebe zu ersetzen. Diese sind leichter, trocknen schneller und sind überdies pflegeleichter als vergleichbare Hanftextilien. Outdoorkleidung aus Baumwolle könnte aber durch solche aus Hanf ergänzt, mit ihr kombiniert und unter Umständen langfristig durch sie ersetzt werden. Mit den schon jetzt verfügbaren Garnqualitäten sind die Ansprüche an die Kleidung hinsichtlich Robustheit und Funktionalität erfüllbar.

Wenn dem Konsumenten eine ökologische Alternative zum konventionellen Produkt in gleicher Qualität und zum vergleichbaren Preis angeboten wird, ist die Bereitschaft zum Kauf hoch [55]. Diese Tendenz ist in der Auswertung der Befragung wiederzuerkennen. Der heutige Verbraucher unterstützt zwar den Umweltschutzgedanken, ist aber nicht bereit, dafür auf Qualität und Bequemlichkeit (Convenience)  zu verzichten. Moralisierende Umerziehungsversuche mit erhobenem Zeigefinger zeigen keine Wirkung bzw. erreichen das Gegenteil des angestrebten Zieles.

Der Kundenwunsch nach Outdoorkleidung aus Hanf läßt sich auch aus den Antworten im Fragebogen erkennen. Die 1995 aufgelegte Kollektion war eher von gehobener Aufmachung. Bei den Anforderungen an künftige Kleidung aus Hanf war von fünfzig Prozent der Befragten Funktionalität gewünscht. Nur die Anforderung an hohe Qualität war mit sechzig Prozent häufiger genannt worden. Da die Befragten allesamt zum Kundenstamm von Globetrotter Ausrüstungen gehören, verbinden sie mit dem Firmennamen ein Sortiment von hochwertigen Textilien für den Sport- und Freizeitbereich. Diese zeichnen sich in der Regel durch eine Funktionalität aus, die von anderen Anbietern nicht geliefert wird. Die Kunden merken dem Sortiment an, daß es von Leuten zusammengestellt ist, die die Produkte selber nutzen und wissen, auf welche Details es ankommt.

Das Vertrauen des Konsumenten in die Kompetenz und die Erfahrung des Anbieters ist ein wichtiger Faktor für dessen Bindung an das Unternehmen. Diesem Vertrauen gilt es, durch einen hohen Qualitätsstandard der vertriebenen Produkte gerecht zu werden. In Zeiten, in denen der Konsument zunehmend durch Medienberichte auf neue Umweltbedrohungen hingewiesen wird und entsprechend sensibilisiert ist, muß der hohe Qualitätsstand auch auf die Produktökologie erweitert werden. Die Einführung eines Qualitätsmanagementsystemes im Unternehmen bietet dazu gute Möglichkeiten. Durch die Schaffung der Stelle eines Qualitätsbeauftragten ist der erste Schritt in diese Richtung getan. In Zukunft sollte der Einkauf des Unternehmens noch stärker Aspekte des Umweltschutzes in die Entscheidungen zur Produktauswahl mit einfließen lassen.

Spätestens ab der Jahrtausendwende werden die Energiepreise in der Welt steigen, da sie an die Preise des Erdöls gekoppelt sind, welches dann zur Neige geht. Die höheren Transportkosten könnten unter Umständen die Zurückverlagerung der Produktion in die Nähe des Marktes zur Folge haben, da sie dann die Vorteile der Billiglöhne in anderen Ländern aufheben. Wer heute schon rohstoff- und energiesparend produziert bzw. entsprechende Produkte vertreibt, wird dann Vorteile haben.


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Kai Altenfelder
Sat Jul 11 00:38:57 MET DST 1998
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