An diesem Wochenende fand der IARU Region 1 SSB-Fieldday statt. Eigentlich wollte ich vollzeit daran teilnehmen und natürlich auch unter Fieldday-Bedingungen, also portabel und autark vom Stromnetz. Dann kam alles anders.
Zu Beginn des Jahres hatte ich ja das Ziel formuliert, meine Conteststation mit leistungsfähigeren Antennen zu bestücken und so in der Lage sein zu können, ein BCC Frequent Contester zu werden.
Dabei war die Erkenntnis gereift, dass diese Antennen nicht auf dem heimischen Grundstück würden stehen können. Aus Platz- und auch aus Akzeptanzgründen, seien wir ehrlich.
Also lautete der Beschluss, Schritt für Schritt die gesamte Station portabel-fähig umzubauen und künftig Conteste vom „Acker“ aus zu bestreiten. Das hat den Vorteil, Antennen in fast beliebiger Größe aufbauen zu können. Hier stehen die Größe des Ackers, die manpower bei Auf- und Abbau sowie das verfügbare Material als begrenzende Faktoren.
Ein weiterer Vorteil vom Fieldday-Style ist das, je nach Lage des Platzes, mehr oder minder vollkommen wegfallende City-QRM, also der Störnebel aus all den Plasma-Fernseher, PLC-Modems, LCD-Lampen, PV-Wechselrichtern, die unsere Zivilisation so aufgebracht hat.
In der Umsetzung dieses Beschlusses bin ich in den letzten Monaten gut vorangekommen, in den Grenzen der verfügbaren freien Zeit und der finanziellen Mittel. Die Absprache mit der Familie lautet, den Umbau kostenneutral vorzunehmen. Also nur das auszugeben, was durch die Veräußerung alter, unbenutzter oder überflüssiger Ausrüstungsgegenstände vorher eingenommen wurde.
So liegen nun also Folding Hexbeam und Alumast hier und warten auf ihren Einsatz. Was liegt näher, als Fieldday-Operationen bei einem Fieldday-Contest zu testen? Im OV habe ich die OPs gefragt, mit denen ich mir eine Beteiligung vorstellen kann, ob sie mitmachen wollen.
Wollen wollte mancher, Zeit hatte am Ende dann doch niemand. Der vom OV sonst genutzte Fieldday-Platz wurde just am Contest-Wochenende vom Eigentümer selber benötigt! Was nun? Kein nutzbarer Platz, keine Teamkollegen, toll!
Ich machte mich auf die Suche nach Alternativen.
Südlich vom Estering liegt eine Wiese, die der ACN während seiner Motorsportaktivitäten als Besucherparkplatz nutzt. Diese Wiese liegt laut topographischer Karte gut 32 m über Meeresspiegel, was mein GPS-Empfänger auch bestätigt hat. Sie ist ca. 300 m x 60 m groß, mit halbwegs hohen Bäumen auf einer Seite. Zusammen mit Masten am anderen Ende könnte man dort sowohl den Hexbeam aufstellen als auch Drahtantennen spannen.
Eine entsprechende Anfrage beim Vorstand des ACN verlief leider negativ.
Die nächste Anfrage richtete ich an den AYC, dessen Segelhafen an der Elbe eine Optiwiese beinhaltet, die wiederum an einer Seite von ausreichend hohen Bäumen bestanden ist. Laut Online-Karten würde man auch Beverage-Antennen entlang des Deiches zumindest in NOO-SWW-Richtung verlegen können. Die Lage direkt am Wasser wäre natürlich für die Leitfähigkeit des Boden von Vorteil.
Weil inzwischen die Frist zum Anmelden des Portable-Standortes näher rückte, stellte ich zeitgleich zur Anfrage an den AYC-Vorstand den Yachthafen als geplanten Standort in die Fieldday-Anmeldung ein. Mit Manfred, DK2OY, vereinbarte ich, dass ich eventuell den Platz noch würde umändern müssen.
Auch hier wurde mein Ansinnen abschlägig beschieden, so dass ich allmählich ins Schwimmen kam. Immer noch keine Mannschaft und immer noch keinen FD-Platz!
Da kam mir der Gedanke, der, wie alle nahe liegenden Gedanken, eigentlich schon früher hätte kommen können: Warum nicht bei den umliegenden OVen anfragen, ob dort Pläne für den Fieldday bestehen? Vielleicht könnte ich mich denen anschließen, oder die bei mir oder zumindest würde ein FD-Platz dabei heraus springen?
Es meldeten sich alle OVen zurück, zwei boten ihre Plätze zur Nutzung an. Ein weiterer hatte zwar keinen Platz, bot aber Material zur Nutzung und der vierte OV sagte mangels eigener Aktionen ab.
Der eine angebotene Platz fiel von vornherein aus, da er die Ausschreibungsbedingungen des FD-Contests nicht erfüllte (>= 100 m von festen Bauten und dem Stromnetz entfernt).
Der andere war vielversprechend und es wurden vom OVV auch Mitmach-Möglichkeiten angeboten. Licht am Ende des Tunnels! Wir wurden uns in der Absprache schnell einig, so dass ich nun mit konkreten Fakten zuhause vorstellig werden und die bisher lose Ankündigung „ich gehe funken“ verfestigen konnte. Dachte ich.
Der Sturz war hart und heftig. In der Zwischenzeit hatten sich seit Planungsbeginn mehrere familiäre Termine und Ereignisse an diesem Wochenende eingefunden. Machen wir es kurz – ich konnte nicht weg.
„Du musst positiv denken“, dachte ich. Was kann ich aus der Situation noch machen?
Vollzeit portabel im Team funken war unmöglich, aber teilzeit alleine als Feststation von zuhause würde gehen. Was wäre, wenn ich den Alumast mit dem Hexbeam für das Wochenende zuhause aufstelle? Auf dem Garagendach, dann sind schon einmal 2-3 m Antennenhöhe im Wortsinn „von Haus aus“ möglich und selbst wenn ich den Mast nicht auf volle 15 m ausfahre, sollte ich dennoch komfortabel auf 10-12 m Höhe kommen. Weil das Rotorkabel dort noch liegt, würde sogar ein Drehen des Mastes vom Shack aus möglich sein. Klang wie ein Plan.
Vorher wäre aber noch einiges zu tun. Die Kevlarseile zum Abspannen des Mastes waren noch nicht zugeschnitten und die Rotorhalterung für den Mast hatte ich auch noch nicht gebaut. Beim Fieldday auf dem Acker hätte die Armstrong-Methode völlig gereicht. Zum Drehen des Mastes aber immer aus dem Shack-Fenster auf das Garagendach zu klettern, fand ich wenig reizvoll.
Also ran an die Arbeit. Oder doch nicht? Eigentlich war die Wettervorhersage für das Wochenende gut gewesen:
Auf einmal setzte aber am Sonnabend morgen Regen ein. Sehr hübsch und auch der Regenbogen war sehr malerisch anzusehen. Eigentlich hatte ich mir das aber anders vorgestellt…
Wegen der erwähnten familiären Verpflichtungen gingen die Arbeiten immer nur häppchenweise und zwischendurch voran. Rasen mähen, Holzbänke abschleifen und neu lackieren und was Haus und Hof sonst noch an Arbeiten hergeben.
So brauchte ich bis Sonnabend 20:00 Uhr, bis der Mast samt Antenne auf 12 m und angeschlossenem Rotor auf dem Garagendach einsatzbereit stand. Als letzte Aktion stand noch der Anschluss des Rotors mit Klemm-Kabelschuhen an. Gut, dass sich zum Ende hin der Schweiß mit dem wieder einsetzenden Regen mischen konnte. Der FD-Contest lief schon seit fünf Stunden, mehr als eine Handvoll QSOs hatte ich aber nicht eingefahren.
Ein erster Funktionstest des Rotors – Enttäuschung! Der Rotor brummte, drehte sich aber nicht. Falsch angeschlossen? Überlastet? Irgendetwas klemmt? Keine Ahnung und im Dunkeln sowieso nicht überprüfbar. Also doch Armstrong. Damit war der Sonnabend gelaufen und ich widmete mich wieder der Familie.
Am Sonntag morgen war ich zur gewohnten Werktags-Zeit wach. Das Haus war ruhig, alles schlief noch. Also ging ich ins Shack, mal sehen, was geht. Und es ging was.
Auf dem 40 m-Band war guter Betrieb, es brodelte wie gewohnt, trotzdem landeten die QSOs mit S&P im Minutentakt im Log. Mehr aus Versehen schaltete ich zwischendurch auf den Hexbeam um und stellte fest, dass das Brodeln auf dem 40 m-Band dann weg war. Die Stationen hörte ich fast genauso laut wie auf der Windom-Antenne, nur der ganze Lärm drum herum war weg.
Kurz vor 9 Uhr machte ich einen Ausflug auf das 20 m-Band, fand dort aber weniger FD-Stationen und wechselte nach kurzer Zeit zurück. Bald darauf meldete sich die Familie mit dem Frühstück und ich machte Pause – gut 60 QSOs waren im Log.
Am späten Vormittag fand ich den Weg ins Shack zurück, 40 m war immer noch aktiv. Die nächsten 60 QSOs wurden gearbeitet, ein zweiter Ausflug auf 20 m stand an, diesmal mit mehr Ausbeute.
Zwischendurch wurde ich oft gefragt, ob ich portabel sei oder nicht. Ich wunderte mich ein wenig über die Rückfragen. Wäre ich eine Portabel-Station, hätte ich es doch im Anruf gesagt. Also, „nicht portabel“.
Erfreulich hingegen die QSOs, in denen mein Rufzeichen oder meine Stimme vom QSO-Partner erkannt wurden. Und ich traf Stefan, DL7AOS im Contest wieder, mit dem ich in der Reutlinger Zeit und danach einige Conteste gemeinsam bestritten hatte.
Dann um 12:47 Uhr meine erste außereuropäische Verbindung mit V55V/p auf 15 m, der Anruf gelang auf Anhieb! Überhaupt stellte ich fest, dass ich mit dem Hexbeam Stationen höre, die ich sonst nur aus dem DX-Cluster kenne und bislang den Kollegen mit den „richtigen“ Antennen überlassen musste.
Der gleichzeitig stattfindende All Asia-Contest liess die Bänder von Stationen aus Japan, Indonesien, Philippinen und auch China überquellen. Da ich mich als Feststation im FD-Contest auf /p-Stationen konzentrieren muss, liess ich sie schweren Herzens links liegen und sammelte nur die FD-Stationen ein.
Nach V55V war eine erneute Pause fällig, wir begleiteten die Jüngste zum Altstadtlauf und feuerten sie kräftig an. Weil wir ja auch noch ein Eis essen mussten, waren wir erst um 14:10 Uhr zurück – die letzte Contest-Stunde war angebrochen.
Ich nahm einen letzten Anlauf, wieder auf 20 und 40 m und bekam noch einmal knapp 20 QSOs zusammen. Gerade wollte ich V55V auch auf 20 m arbeiten, da bemerkte ich draußen Bewegung in den Bäumen und auch am Hexbeam. Windböen!
Es waren noch gut fünf Minuten Zeit, bevor der Contest vorbei sein würde. Was tun, weiterfunken und jeden Punkt einsammeln oder lieber den Mast einfahren?
Durch die Installation des Rotors am Mastfuß kann der Mast im Stativ nicht eingespannt werden, er muss ja mitdrehen. Das Stativ gibt lediglich beim Aufbau etwas Führung, danach wird der Mast im Wesentlichen durch die Seile gehalten. Auf dem Garagendach sind natürlich keine Befestigungen vorgesehen und meterlange Häringe lassen sich da auch nicht einschlagen. Bei Windstille kein Problem, aber jetzt?
Ich entschied mich für den sicheren Weg. Schließlich war ich in diesem Contest nicht angetreten, um zu gewinnen.
Am Ende sind immerhin 135 QSOs im Log gelandet, Mit 528 QSO-Punkten und 30 Multis komme ich auf 15840 Punkte (claimed score). Mir fehlten die Nachmittags- und Abendstunden des Sonnabends, in denen 20, 40 und 80 Meter hohe Ausbeute an Stationen ergeben hätten. Auf 15 Meter hatte ich nur die eine Verbindung nach Namibia und 10 Meter fehlte völlig.
Die ersten Meldungen der teilnehmenden FD-Stationen trudeln auf dem BCC-Reflektor ein. Darunter sind welche von Multi-One-Stationen, die in Vollzeit-Betrieb auch „nur“ etwas mehr als doppelt so viele Verbindungen wie ich haben. Gemessen an den Möglichkeiten ist mein Ergebnis also in Ordnung. Bei richtigen Voraussetzungen würde mehr drin sein.
Auf jeden Fall habe ich wieder einiges hinzulernen können:
- Mast und Antenne alleine auf 15 m wuchten zu wollen, ist grenzwertig. Sowohl von der Armkraft (beidhändig hochschieben, dann mit einer Hand halten und mit der anderen die Mastschelle anziehen) als auch von der notwendigen Abspannung. Hier sind 8-10 Meter ein sicherer Hafen. Oder eben ein zweites, drittes Paar Hände.
- Das Stativ lässt sich auf Acker oder Wiese mit Häringen o.ä. am Boden fixieren. Auf dem Garagendach oder auch auf Asphalt geht das nicht. Für diesen Einsatz brauche ich schwere Füße, z.B. Gehwegplatten, durch die ich eine Maschinenschraube zum Befestigen der Stativfüße durchstecke.
- Mit den Abspannblechen zwischendrin und dem montierten Rotoradapter wächst die Mastspitze über meine Armlänge hinaus. Zum Aufsetzen der Antenne am Boden brauche selbst ich schon eine Klappleiter oder mindestens einen Tritt.
- Ich kenne nun zwei zusätzliche FD-Plätze, auf denen ein Ausweichen möglich wird, wenn der E19-Platz nicht verfügbar ist.
- Ich weiß von mindestens fünf zusätzlichen Personen im Umkreis, außerhalb des eigenen OV, dass sie auch eine Contestbeteiligung im FD-Style mitmachen würden.
Der nächste anstehende Contest ist der WAE DX SSB Contest, schon am kommenden Wochenende. Wieder stehen familiäre Verpflichtungen an, wieder läuft es auf eine Teilzeit-Teilnahme hinaus. Da der WAE aber für den Frequent Contester-Wettbewerb zählt, muss ich die Chance nutzen.
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