„REAL hams wind toroids.“

5B4AGN 160 m Bandpassfilter

Vor kurzem ist mir in der E-Mail-Signatur eines Beitrages auf der BCC-Mailingliste der Spruch „REAL hams wind toroids.“ wieder in die Augen gefallen. Das erste Mal hatte ich den vor vielen Jahren bei einem amerikanischen Funkamateur gelesen, geschmunzelt, und mir weiter nichts dabei gedacht. Das hat sich geändert.

Die Aussage „REAL hams wind toroids“, also übersetzt „ECHTE Funkamateure wickeln Ringkerne“, fiel für mich immer in die klischeehafte Kategorisierung von vermeintlich echt und unecht, die viele Berufsgruppen aber eben auch Amateure in vielerlei Hinsicht kennen.

Das fängt beim klassischen Konflikt zwischen Windows- und Mac-Nutzern an, geht weiter mit dem ewigen Streit zwischen vi- und emacs-Anhängern und bei den Funkamateuren ist es die Abgrenzung zwischen den „elitären“ CW-isten  und den „brüllfunkenden“ SSB-lern („REAL hams don’t modulate.“).

Und genauso wie es bei den genannten Beispielen eben kein echt/unecht, richtig/falsch, elitär/ordinär, gut oder böse geben kann, sondern immer nur ein situations- und anforderungsspezifisches angemessen / unangemessen, so war das Wickeln von Ringkernen als Ritterschlag für Funkamateure mir nie ganz einsichtig. Ein bisschen fühlte ich mich dabei an Chuck Norris-Weisheiten erinnert.

Und nun habe ich selber Ringkerne gewickelt.

Seit Anfang des Jahres liegen die Bausätze für sechs Bandpassfilter in meinem Regal und warten darauf, zusammen gebaut zu werden. Die Bausätze stammen von Bob, 5B4AGN und sind eine Adaption der bekannten W3NQN-Bandpässe mit Tschebyscheff-Filter 3. Ordnung.

Solche Bandpässe werden eingesetzt, um sowohl sende- als auch empfangsseitig das Nutzsignal sauber und frei von Interferenzen zu halten. Insbesondere bei Contesten mit mehr als einer Sendestation in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander kommt man um solche Filter quasi nicht herum.

Jetzt endlich war eine Gelegenheit gekommen und so habe ich mir den ersten Bausatz, das Filter für das 160 m-Band, zur Brust genommen. Ob das intuitiv geschehen ist oder nicht, auf jeden Fall ist es in dem Set das Filter mit den meisten Windungen auf den Ringkernen.

5B4AGN 160 m Bandpassfilter
5B4AGN 160 m Bandpassfilter

Die beiden äußeren Ringkerne wurden mit jeweils 10 Windungen Kupferlackdraht von 1,3 mm Durchmesser und zusätzlich mit 10 quadrifilaren Windungen aus Draht von 1,0 mm Stärke bewickelt. Auf den beiden inneren Ringen wurden jeweils 37 Windungen von 1,0 mm-Draht gewunden. Das klingt unspektakulär, doch selbst diese vergleichsweise dünnen Drähte weisen eine gewisse Sperrigkeit auf.

Der mir zur Verfügung stehende Antennen-Analysator (danke, Chris!) beherrscht leider keine 4-Pol-Messungen. Trotzdem bin ich mit der Erkenntnis, dass das Filter im richtigen Frequenzbereich resonant ist und links und rechts davon das SWR ansteigt, schon ganz zufrieden.

SWR-Messung am 160 m-BPF
SWR-Messung am 160 m-BPF

Damit das Filter die nötigen elektrischen Werte erreicht, müssen die Drähte in regelmäßigen Abständen, fest und eng am Ringkern anliegend gewickelt werden. Um die Lackschicht unbeschädigt zu lassen, kann scharfkantiges Werkzeug beim Festziehen des Drahtes nicht zum Einsatz kommen.

Bleiben also nur Männerfaust und Armkraft. Dafür wiederum ist der Drahtdurchmesser dann doch recht klein und der Draht schneidet schnell in Haut und Fleisch. Mehr als die vier Kerne habe ich an einem Abend nicht zu wickeln geschafft, dann taten mir die Hände doch arg weh.

Wenn das also mit der Heroisierung „REAL hams wind toroids“ gemeint ist, kann ich das nun nachvollziehen. Kupferlackdraht mit der Hand stramm zu ziehen, ist echte Männerarbeit. Ob mich das zu einem besseren Funkamateur macht als vorher? Ich glaube nicht. Es erhöht aber meinen Respekt vor denen, die solche Bausätze entwickeln und uns Sterblichen zur Verfügung stellen. Und vor denen, die regelmäßig mit bloßen Händen Ringkerne mit Draht bewickeln. Wahrscheinlich ist Ringkern-Wickeln fester Bestandteil in Chuck Norris‘ Trainingsplan….was mir wiederum eine echte Aussicht beschert, mit noch fünf vor mir liegenden Bausätzen.

 

 

 

Autor: Kai

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