CQWW 160 m-Contest als Multi-One mit DK3A

Am Wochenende fand der CQWW-SSB-Contest auf dem Topband statt. Von Freitag abend 22:00 UTC bis Sonntag abend 22:00 UTC funkten wir, was das Zeug hielt. Und dieses Mal hielt es…

Der FD-Platz des OV war angefragt worden und stand zur Verfügung. Der Landwirt hatte uns telefonisch erlaubt, die Beverages auf seinem Feld errichten zu dürfen. Also los!

Ich hatte im Vorfeld die meisten Vorbereitungen für die Antennen erledigen können. Die Inverted-L-Vertikal war schon im letzten Jahr zum Einsatz gekommen und das Material für die Beverages war vergangenes Wochenende fertig geworden. Chris, DM5HF würde für den Contest das restliche Material beisteuern, insbesondere das Honda-Moppel, den Anan 100-Transceiver plus Computer und seine HLVA-700 Endstufe. Jörg, DM4DL war unser dritter Mann und hat den Backup-Moppel bereit gestellt. In meinem Bully wollten wir funken und dank der Standheizung der Kälte trotzen.

Es war vorher klar gewesen, dass ich wegen des Kindergeburtstages an diesem Tag beim Aufbau der Antennen nicht dabei sein könnte. Chris und ich hatten aber schon einen Contest im FD-Stil gemeinsam bestritten und uns vorher gut abgestimmt.

Gut abgestimmt war denn auch meine Inverted-L, die Jörg und er aufgebaut hatten.

Abgestimmte Inverted-L für 160 m
Abgestimmte Inverted-L für 160 m

Dazu kamen die beiden KD9SV-Beverage-Antennen für den selektiven Empfang in Richtung NW/SO und NO/SW. Ich hatte vorher viel zu den Beverages gelesen, insbesondere der BCC und seine Mitglieder waren wieder hervorragende Quellen für Wissen und Erfahrungen. Aber aufgebaut, geschweige denn betrieben, hatten wir solche Empfangsantennen selber noch nicht. So würde alles im ersten Anlauf klappen müssen oder sich zumindest unter Feldbedingungen „hinfummeln“ lassen.

Die Lage des FD-Platzes mit seinen vier Holzmasten in den Ecken ist ideal, um den waagerechten Teil der Vertikalantenne dazwischen verspannen zu können. Die angrenzenden Felder liegen so, dass sich die Ausrichtung der Beverages fast natürlich in die Zwischenhimmelsrichtungen ergibt.

Position der Beverage-Antennen in Neukloster
Position der Beverage-Antennen in Neukloster

Noch ist auf dem angrenzenden Fussballfeld nur tagsüber Spielbetrieb, so dass wir dieses Mal nicht von deren Flutlichtanlage profitieren konnten, sondern mit unseren mitgebrachten Baustrahlern die Szenerie erhellen mussten. Das reichte trotzdem aus, um den Aufbau auch in der einsetzenden Dämmerung fertig zu bekommen.

Speisepunkt der beiden Beverage-Antennen
Speisepunkt der beiden Beverage-Antennen / © DM5HF

Als ich im Anschluss an den Geburtstag endlich am Platz ankam, war im Prinzip alles bereits fertig. Wir verlagerten die Funkanlage in den Bully und bauten sie auf dem mitgebrachten Campingtisch auf.

Funken vom Campingtisch im Bully aus
Funken vom Campingtisch im Bully aus

Auf dem MacBook läuft eine virtuelle Windows7-Instanz, in der UCXLog und die SDR-Software für den Anan 100 betrieben wird. Der große Bildschirm hilft, Signale im Panorama besser zu erkennen.

Dank Chris‘ modularem Transportkonzept ist der Aufbau und Anschluss der Station schnell erledigt – alle Geräte liegen in Kisten und sind bereits miteinander verbunden, so dass sich der Aufbau auf dem Aufstellen des Rechners und dem Anschließen der Koaxkabel beschränkt.

Modulares Aufbaukonzept - alles in Kisten verstaut
Modulares Aufbaukonzept – alles in Kisten verstaut

So konnte der Funkbetrieb pünktlich zu Contestbeginn losgehen. In der ersten Nacht haben wir nicht geschlafen, weil wir neugierig waren, wie sich der Betrieb auf dem Topband anfühlen würde. Schließlich war es für jeden von uns der erste reine 160m-Contest. Das Ergebnis war ernüchternd, zumal wir auf cqcontest.net online die Ergebnisse anderer Wettbewerbsteilnehmer verfolgen konnten: Die rannten uns allesamt davon!

Machten wir irgendetwas falsch, stimmte mit unseren Anlage etwas nicht? Wir konnten alle Stationen, die sich mit den Beverage-Antennen hören ließen, auch arbeiten. Daran konnte es also nicht liegen. Allerdings war das Stationsangebot eher gering. Die wenigen Clusterspots zeigten überwiegend europäische Stationen und solche aus dem angrenzenden Asien. Afrika, Amerika oder gar Ozeanien waren nicht vertreten.

Bei Sonnenaufgang hatten wir am Sonnabend nur gut 130 QSO im Log, dafür aber die Gewissheit, dass Antennen und Funktechnik gut funktionierten.

Morgendämmerung
Morgendämmerung

Das Wetter war gut, kalt und trocken. Tagsüber Sonnenschein und ein kalter Wind, der auch nachts anhielt und bei sternklarer Nacht für empfindlich kalte Temperaturen sorgte. Gut, dass wir mit der Standheizung im Bus dagegen halten konnten.

Die Skyline unseres FD-Platzes
Die Skyline unseres FD-Platzes

Mit dem Sonnenaufgang zeigte sich der Platz in malerischen Farben und das Band ging zu. Wir bauten die Anlage wieder ab (die Antennen natürlich nicht) und fuhren jeder in sein Zuhause.

Für mich ging der Sonnabend mit Familienfest weiter. Gestern der Kindergeburtstag, heute die Familie zu Besuch. An Schlaf war tagsüber nicht zu denken. Zwischendurch zeigten Blicke auf den Live Contest Score Server, dass die meisten Wettbewerber tagsüber ebenfalls pausierten. Nur bei OK7K ging der Betrieb scheinbar rund um die Uhr weiter.

Am Abend kamen wir wieder zusammen, bauten die Anlage wieder im Bus auf und weiter ging’s. Naja, nicht wirklich. Wie riefen zwar CQ und drehten zwischendurch auch immer wieder über das Band, das Stationsangebot hatte sich im Vergleich zum Vortag aber nicht wesentlich verändert, geschweige denn vergrößert. Während wir zu Anfang immer noch das gehörte Rufzeichen eingaben, um uns vom Logbuch den Dupe bestätigen zu lassen, konnten wir darauf bald verzichten. Die paar Rufzeichen hatten wir bald im Kopf und erkannten sofort, wenn sich eine neue Station meldete. Die Metapher von der Party, auf der man mit allen Gästen bereits über alles gesprochen hat, machte die Runde.

So legte ich mich relativ bald mit dem Schlafsack in einen der anderen PKWs und versuchte, den fehlenden Schlaf der vorherigen Nacht auszugleichen. Die Liegeposition und die niedrigen Temperaturen machten das Vorhaben jedoch zu keinem ungetrübten Vergnügen.

Dadurch war ich rechtzeitig wieder wach und auch mit meiner Schicht dran, um die Bandöffnung nach Nordamerika mitzuerleben. Knapp zwei Hände voll US-Staaten und kanadischer Provinzen haben wir arbeiten können, mehr Multis kamen leider nicht ins Log. Mit der herein brechenden Dämmerung konnten wir ein wenig Greyline-DX erleben und ratzfatz war das Band wieder zu.

Immerhin war das Tageslicht wieder so schön, dass stimmungsvolle Bilder von Drähten im Himmel und über dem Erdboden entstanden. Schon erstaunlich, wie weit 200 Meter Draht optisch ins Land reichen können…

Beverage, so weit das Auge reicht (NW/SO)
Beverage, so weit das Auge reicht (NW/SO)

Die NW/SO-Beverage hat in der Rückschau wohl besser nicht stehen können, während wir die NO/SW-Antenne beim nächsten Mal wohl weiter weg vom Zaun aufstellen werden. Spannend wäre ein Vergleich zweier paralleler Antennen, eine dicht am Zaun, die andere weiter weg. Auf die Weise könnten wir den Effekt tatsächlich messen, so er denn da wäre. Vielleicht beim nächsten Mal.

Beverage in Richtung NO/SW
Beverage in Richtung NO/SW

Am Sonntag Abend waren wir alle bereits vor Sonnenuntergang am Platz, wiederholten ein letztes Mal den Aufbau im Bully und machten uns ans Werk. Wir spekulierten darauf, die QSOs auf 350 zu erhöhen und hofften auch auf das bislang ausgebliebene DX aus Osten und Südosten. Damit wurde es leider nichts. Dafür konnten wir miterleben, wie „neue“ Stationen auftauchten, die an den beiden Vorabenden noch nicht mitgespielt hatten und nun als „Frischfleisch“ für die Stammspieler dienten. Wie die Geier stürzten sich die anderen Stationen auf die Neuankömmlinge, die in der Folge denn auch richtig gehende Runs hinlegen konnten.

Um 21:00 UTC, eine Stunde vor offiziellem Contestende, stand unser Zähler bei 320, der Punktestand bei 76.194 und unsere Motivation bei Null. Angesichts des noch bevorstehenden Abbaus brachen wir den Betrieb ab und krochen aus dem Bus. Draußen war es schnatterkalt. Wir zogen sämtliche mitgebrachten Jacken, Hosen, Mützen und Handschuhe an und machten uns an den Abbau.

Nur im Schein der Baustrahler und der Stirnlampen vermaßen wir die Felder, um die Zaunpfähle und Antennendrähte wieder einzusammeln. Beim Aufrollen auf die Feldkabeltrommel wurde uns wieder warm. Nach eineinhalb Stunden war alles abgebaut und in den Fahrzeugen verstaut, so dass wir uns auf den Heimweg machen konnten.

In den kommenden Tagen und Wochen werden wir unsere Aktion und deren Erfolg bewerten und Pläne für die kommenden Funkwettbewerbe schmieden.

 

 

Autor: Kai

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